Sonntag, 16. August 2009

gesetze, gebote, anstand, regeln


staatliche, religiöse, gesellschaftliche, geschriebene und ungeschriebene gesetze werden aufgestellt bzw. entwickeln sich als antwort auf "böses", unangemessenes, sozial unverträgliches verhalten, nach den maßstäben derer, die sich anmaßen, darüber zu befinden.

gesetze sind die gitterstäbe, damit die menschliche natur nicht ausbricht und sich lebensfeindlich verhält, - oder auch, um die etablierten ordnungen nicht zu gefährden.

die kurzfassung "du sollst nicht stehlen" und die langfassung der deutschen strafgesetze regeln die verbindlich auffassung von "meins! finger weg!". verrückt, die regeln über nachbarschaftlichen beziehungen. es ist geklärt, wem die früchte gehören, solange sie am baum, aber über die grenze hängen, - und auch, wenn sie gefallen sind und auf dem boden liegen. allerdings klafft eine riesenlücke im gesetz, nämlich die lücke zwischen ast und boden, wenn der apfel in der luft ist. wer darf ihn fangen? - oder bricht dann ein streit zwischen den nachbarn um die lufthoheit aus, bis der gesetzgeber aus gegebenem anlass auch hier mit einer flut von gesetzen die gesetzlich nicht geregelte gewalt eindämmt?

gesetze - und auch verträge - sind dann nötig, wenn unfrieden statt frieden regiert, aber frieden kann man nicht per gesetz verordnen. man kann nicht verordnen, dass man glücklicher ist, wenn man nicht um die früchte streitet, sondern sich im gegenteil großzügig beschenkt, wenn man nicht auf "meins!" draufsitzt, sondern wenn man sich freut, wenn man anderen zu ihrem glück verhelfen kann, und nicht meint, durch "dein tod ist mein leben", oder etwas ziviler "dein verlust ist mein gewinn!" auf dem rücken anderer glücklich zu werden. macht verschafft kein glück, auch wenn das naturgemäß gute gefühl dabei als glück missverstanden wird. verrückt, wie unsere gesellschaft davon lebt, dass "haben" glück wäre, "haben" von macht, macht über güter und über menschen.

frieden ist der freie kompromiss widerstrebender interessen, aber jeder sagt: "ich bin zufrieden." der im extremfall durch staatliche gewalt, durch judikative verordnete und durch exekutive durchgesetzte kompromiss ist unfrieden, wenn auch bloß einer sagt: "ich bin nicht zufrieden, ich kämpfe weiter. die nächste gelegenheit zur herstellung meiner gerechtigkeit kommt bestimmt, zur not wird sie provoziert!"

die menschliche natur ist nicht auf frieden eingestimmt. wenn man sich gehen lässt, entsteht unfrieden, für frieden muss man sich entscheiden. und gesetze können keinen frieden stiften, sie können höchstens waffenstillstand anordnen, währenddessen die streithähne auf neue gelegenheit lauern, ihr recht durch streit durchzusetzen. man kann recht auf "meins!" durchsetzen, aber nicht frieden oder glück schaffen.

so zweifelhaft manchmal staatliche gesetze sind, weil sie das rechtsempfinden von mehrheiten oder auch nur von mächtigen minderheiten widerspiegeln, so bedenklicher sind die ungeschriebenen gesetze, "was man macht" oder "was man nicht macht". anstandsregeln, die gegenseitigen respekt ausdrücken sollen, aber doch mehr zur abgrenzung zu denen aufgestellt sind, die nicht wissen, "was sich gehört". viele dieser ungeschriebenen gesetze sind absurd und kein mensch macht sich gedanken, ob diese nicht eher lebens-, kinder-, fremden-, armen-, familien-feindlich sind.

"das ist halt so!", "das fragt man nicht!", "das weiß man doch!", ... betrifft anstands-, benimm-, kleider-, rang-, hack-ordnungen und -regeln vom kindergarten bis zum sarg und grabschmuck.

man fährt in den urlaub, so weit und so lange man es sich leisten kann. urlaub ist glück - aber so nebenbei: im statistischen mittel wird im urlaub mehr gestritten, als in den heimischen vier wänden. man kauft sich ein auto, so schnell und so teuer, dass man es gerade noch (ab)bezahlen kann. man baut ein haus, so komfortabel, dass neben der rate für die bank gerade noch genug zum leben da ist, ... bei allem vorausgesetzt, man wird nicht krank, oder sonst ein unglück führt dazu, dass das austarierte kartenhaus finanzplanung nicht zusammenfällt.

schneller, weiter, höher, kräftiger, gebräunter, teurer, intelligenter, mächtiger, exklusiver ... ist besser als das jeweilige gegenteil, und ungeschriebene gesetze bescheinigen mir dabei mehr lebensqualität und glück. und die geschriebenen gesetze sollen sicher stellen, dass mir niemand dieses glück gefährdet.

vielleicht wären viel weniger geschriebene gesetze nötig, wenn man bei den ungeschriebenen gesetzen zuerst aufräumen würde. und wenn die menschheit aus lauter freigiebigen bestehen würde, die nicht reich und glücklich verwechseln, dann wäre sogar das gebot "du sollst nicht stehlen" überflüssig. und wenn jedem klar wäre, dass glück nur in freiheit gedeiht, dass liebe ein kind der freiheit ist, dann wäre der rest auch obsolet. jedes "du sollst ..." wäre überflüssig, wenn jeder frei "ich will ..." sagen würde.

aber da steht die natur des menschen entgegen. bei denen um mich und auch in mir.

aber vielleicht gibt es oasen, in denen die lebensfeindliche natur des menschen draußen bleibt und dem frieden platz lässt? was sind die bedingungen dafür? auf welcher basis können beziehungen so empfunden werden?

spielen - 2


habe ich doch tatsächlich auf einer sicherungs-cd meines geklauten laptops einen uralten text über "spielen" gefunden, der vorläufer meines eintrages spielen, ich hab offensichtlich in den letzten jahren nicht viel dazu gelernt :

Ich handle mir viel Unverständnis ein, wenn ich nicht spielen will - genauer, wenn ich keine der sogenannten Gesellschaftsspiele mitspielen will. Grundsätzlich bin ich wahnsinnig verspielt. Es fällt mir meist schwer, ohne Unverständnis oder gar Ärger meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die meisten Menschen verstehen meine Gründe nicht.

Erstaunlich bis fatal fällt beim näheren Betrachten der meisten Spielwitze auf, dass im Allgemeinen der Reiz eines Spieles um so größer ist, je mehr die folgenden Prinzipien verfolgt werden:

- reinlegen
- austricksen
- überrumpeln
- übertrumpfen
- überrennen
- überbieten
- ausnehmen
- fertig machen
- rauswerfen
- lügen
- täuschen
- hintergehen
- kaltstellen
- überholen
- schlagen
- behindern
- intrigieren
- zurückschlagen
- angreifen

Zu jedem Stichwort fallen einem Spiele ein, die besonders darauf angelegt sind - alles in allem Eigenschaften, die im alltäglichen Leben ein friedliches Miteinander nicht gerade fördern.

Nun wird (A) argumentiert, dass das Leben eben so ist und es für Kinder gut ist, wenn sie sich beizeiten auf die Spielregeln der bösen Welt einstellen. Da denke ich aber doch, dass unsere pädagogischen Bemühungen eher auf das Gegenteil ausgerichtet sein sollten. „Liebet Eure Feinde!” aber nicht die in der realen Welt? Es ist sicher gut, wenn man die Spielregeln der Welt kennt - die übrigens exakt so in der Bibel beschrieben sind - aber diese negativen Verhaltensweisen einzuüben kann ja wohl nicht das Richtige sein.

Hat man nun eingesehen, dass die bei den meisten Spielen Erfolg versprechenden Prinzipien nicht unbedingt unseren Erziehungsidealen entsprechen, fällt (B) das zweite Argument: „Es ist ja nur ein Spiel”.

Damit wird unterstellt, dass die Verhaltensweisen im Spiel keine Auswirkungen auf das Verhalten im Leben haben werden. Wäre diese Annahme gültig, könnten wir einen Großteil der Grundschulpädagogik auf den Müll kippen. Zumindest soweit sie darauf aufbaut - was wiederum glücklicherweise zunehmend der Fall ist - spielerisch Wissen und Einsichten zu vermitteln. Kinder - und vielleicht auch noch manche Erwachsene - haben eine lebhafte Phantasie, die mit der Wirklichkeit verfließt.

Tatsächlich wird das im Spiel häufig sichtbar, wenn unkontrolliert reale Gefühle losbrechen und zunehmend den Spielverlauf bestimmen. Bisweilen kommt es dann zum Ausbruch aus der Spielwelt und die realen Beziehungen werden drastisch durch das Spiel betroffen, was nach (B) eigentlich gar nicht sein dürfte.

Erstaunlicherweise fällt mir dazu viel mehr nicht ein, bzw. die Sachlage scheint mir so klar, dass alle weiteren Worte keine weitere Klärung bringen könnten.

Ich jedenfalls will nicht gewinnen, wenn ich dazu Vertrauen missbrauchen muss. Es dreht mir das Herz um, im Spiel Dinge zu tun, die meinen persönlichen Empfindungen widersprechen. Ich will auch nicht verlieren, wenn andere dazu die Beziehung zu mir missbrauchen müssten. “Nicht-verlieren-können” wird oft als negative Eigenschaft hingestellt. Viele Ängste stehen dahinter - besonders bei Menschen die Beziehungsnöte haben. ( Fortsetzung folgt )

und die fortsetzung ist mein eintrag spielen.

Donnerstag, 14. Mai 2009

todesstrafe für selbstmörder


wie irrsinnig vieles in unserer gesellschaft ist, fällt einem auf, wenn man sich nicht mit der ersten platten antwort auf eine frage zufrieden gibt. bei vielen frage stellt man jedoch fest, dass sich im rahmen unserer welt keine befriedigenden antworten geben lassen, insbesondere auf fragen im grenzbereich zwischen leben und tod, zwischen dieseits und jenseits.

wer ein schlimmes verbrechen begeht, für den fordert die selbsternannte spitzenkultur der welt die todesstrafe. dabei ist die todesstrafe keine strafe.

strafe soll besserung bewirken, soll "sühnen", was immer man sich darunter auch vorstellt, und auch abschrecken, was aber nur zulässig ist, wenn es um zukünftige straftäter geht. sicher nicht mit dem grundgesetz und mit einem sensiblen rechtsempfinden zu vereinbaren sind strafen für straftäter, um andere abzuschrecken, - aber vor dieser ungerechtigkeit, - einer muss doppelt büßen, damit andere abgeschreckt werden, - schreckt die westliche justiz nicht zurück.

für was soll und kann die todesstrafe gut sein? die hoffnung auf besserung ist offensichtlich absurd, ganz abgesehen davon, dass dieses ziel auch bei "humaneren" strafen nicht erreicht wird, aber bei der todsstrafe ist das nun komplett ausgeschlossen.

absolute hilflosigkeit muss einen überfallen, wenn man mit dem auge der gerechten justitia selbstmord bewertet. es gab ja zeiten, in denen selbstmord verboten war, und vielleicht gab es sogar länder, in denen auf selbstmord - auch auf den versuch - die todesstrafe stand? ein verrückter gedanke, selbstmord zu bestrafen, und genauso verrückt, todesstrafe als strafe im sinne westlicher justiz-kultur.

"der tod ist nicht schlimm, nur die angst davor" - und für "die angst davor" haben die insassen in den todeszellen genügend zeit. und manchmal reicht diese zeit gerade, um - wie kürzlich geschehen - 22 jahre nach dem todes-urteil festzustellen, dass der verurteilte unschuldig war. eigentlich sollte die angst vor einem justizirrtum grund genug sein, um jede hinrichtung abzulehnen. die tötung eines unschuldigen ist mord, und eigentlich ist ja die todesstrafe auch mord, von der gesellschaft gefordert, gebilligt und beklatscht, - von menschen, von denen jeder dreck am stecken hat, und die alle rot werden und davon laufen müssten, wenn sich einer trauen würde, zu sagen: "wer unter euch ohne sünde ist, der werfe den ersten stein!" die gesellschaft ist anscheinend ohne sünde? ihre regierenden, die über den befehl zum krieg todesstrafen gegen ganze völker verhängen?

auch wenn die todesstrafe ein amerikanisches "problem" ist, so finden sich doch auch befürworter überall, man muss nur des volkes seele entsprechend hoch-kochen lassen, dann hört man den ruf nach todesstrafe, sogar als lynchjustiz, wenn z. b. verletzte menschen vergewaltiger in deutscher sprache anschreien: "an die wand und abgeknallt!"

erschreckend auch, - wie auch kürzlich erst geschehen, - wenn eine verurteilte unter dem einfluss von glaubenserlebnissen die eigene tötung plötzlich als gottes gerechte strafe für sich selbst empfindet, aber "gott will nicht den tod des sünders, sondern dass er lebe!". es ist doch dabei eher so, dass das eigene, überhebliche, selbstgerechte und deshalb ungerechte rechtsempfinden religiös verbrämt wird. wenn ein mensch sich dem glauben zuwendet und dadurch vielleicht heil wird, seine taten bereut, und keine straftaten mehr begeht, dann ist es doch nicht nur unchristlich, sondern auch unmenschlich, ihm seine taten weiter vorzuhalten und ihn deswegen umzubringen.

Sonntag, 3. Mai 2009

liebe ist unteilbar


liebe ist unteilbar zwischen freunden und feinden. wer seinen feind nicht liebt, der liebt auch seinen freund nicht - oder nur um seinetwillen, aber das ist dann doch keine liebe.

erschreckend, wie wenig liebe ist, von dem was man liebe nennt, - bei anderen und bei sich selber.

vieles ist austauch von gefälligkeiten, lust, glück, annehmlichkeiten. aber "liebe" ist nur liebe, wenn ich gebe, ohne zu nehmen und sogar, ohne etwas zu erwarten. wieviel streit entsteht aus enttäuschter "liebe", wenn die gegenleistung ausbleibt.

liebe ist dann am ehrlichsten, wenn ich nichts erwarten kann.

Freitag, 1. Mai 2009

meine und deine und die wahrheit


viel missverständnisse, interessenskonflikte, streit, kriege, ... zwischen kindern bis hin zu völkern kommen daher, dass man sich nicht über die wahrheit verständigen kann.

jeder stellt sein empfinden als die absolute wahrheit hin, die aber doch nur seine wahrheit, sein empfinden, ist, und es ist sehr schwer und setzt eine bewusste entscheidung voraus, dass ich den unterschied zwischen meiner wahrheit und der wahrheit, der wirklichkeit, akzeptiere. dies beginnt damit, dass ich die empfindung und die erkenntnis des anderen nicht minderwertig einschätze. viele menschen schaffen das nicht und leben mit dieser lebenslüge, dass ihre empfindung die norm wäre und werden so zu tyrannen und tun den gefühlen und oft auch dem ganzen leben anderer dadurch gewalt an.

meine wahrnehmung der wirklichkeit, mein empfinden von gerechtigkeit, wird sehr stark durch meine interessen geprägt, - finanziell, emotional, beruflich, ... - bis dahin, dass gebildete menschen sich über fakten streiten, die man mit etwas aufwand nachprüfen könnte.

verständigung heißt dagegen, dass ich das empfinden des anderen, seine unterschiedliche wahrnehmung der wirklichkeit ernst nehme und nicht meine wahrheit als allgemeingültig dagegen setze, sondern daneben stelle - und dem anderen anbiete, darüber zu reden mit dem ziel, dass wir unbefangen nach einer wahrheit suchen, die über unsere beiden wahrheiten hinausgeht, und die der wirklichkeit näher kommt, als unsere beiden wahrheiten für sich allein.

gottesbilder - menschenbilder


wenn es nicht angemessen ist, sich von seinem gott bilder zu machen, dann ist es doch genauso falsch, sich von menschen bilder zu machen. einerseits brauchen wir bilder, wir müssen menschen einschätzen, wenn wir ihnen begegnen, anderseits heißt sich ein bild von einem menschen machen doch, über ihn urteilen, ihn in schubladen sperren, die ihm aber doch nie gerecht werden, sondern die ihm gewalt antun und die ihn vielleicht erst dadurch zu dem werden lassen, wir wir meinen, dass er wäre.

andererseits, lieben heißt, einen menschen so sehen, wozu er im guten fähig ist. das bild, das wir uns demnach von einem menschen sogar machen sollen, ist das bild, wie er wäre, wenn er nicht durch schwere erfahrungen der auch prägungen ein dunkler schatten dieses idealbildes von ihm wäre. und einen menschen in liebe begleiten, heißt demnach, ihn aus den schubladen der vorverurteilung entlassen und ihm auf diesem weg helfen, der zu werden, der er sein kann.

ein gutes bild: jeder mensch ist wie ein diamant, der ungeschliffen wie ein billiger stein aussieht, der seine kostbarkeit hinter einer fassade verbirgt, und erst das wegschleifen dieser unscheinbaren hülle bringt das kostbare zum vorschein, das in ihm angelegt, aber verborgen ist. und das kostbare ist vielleicht, dass jeder mensch für einen anderen kostbar sein kann. sicher gibt es noch andere bilder dafür, die vielleicht einen anderen aspekt beleuchten.

Dienstag, 28. April 2009

du sollst dir kein bildnis machen


selbst jedes richtige bild zeigt nur einen teil der wirklichkeit und falsch interpretiert lügt es. die interpretation ist aber abhängig vom betrachter und somit hängt es vom betrachter ab, ob ein bild lügt. und das bild als die ganze wahrheit ansehen und daneben nichts gelten lassen, schon gar nichts widersprüchliches, ist genauso halbe wahrheit und daher lüge.

das verbot "du sollst dir kein bildnis machen!" soll diese doppelte gefahr von bildern ausschließen. aber selbst gott ist vater ist doch auch ein bild. es schränkt ein: gott ist nicht mutter - obwohl er tröstet, "wie einen seine mutter tröstet", also ist gott auch mutter, wenn es um trost geht. aber gott ist nie vater im biologischen sinn, sondern nur übertragen, und diese übertragung ist vielfach problematisch, setzt es doch voraus, dass meine projektion hier positiv besetzt ist. für ein vom vater brutal behandeltes kind ist der vater immer etwas bedrohliches.

wenn ich ein verständnis einer sache habe, die nicht dem allgemeinen konsens entspricht, dann ist verständigung über bilder schwierig, man wird sich zwangsläufig nicht einig werden können, weil jeder von einem anderen verständnis ausgeht. verständigung heißt dann, dass ich mich von dem einfachen bild für eine komplexe sache löse und versuche, die atomaren aussagen zu formulieren. also gott ist vater bedeutet, ich spüre schutz, hilfe ins leben, identifikation, fürsorge, ...

ferner, wenn bilder nur einen teil der wirklichkeit korrekt beschreiben, dann muss es zwangsläufig widersprüchliche bilder geben, wenn wir den geltungsbereich des bildes nicht korrekt abgrenzen. verständigung müsste dann auch hier einschließen, dass ich meine interpretation klar lege, wenn missverständnisse oder gar konflikte auftauchen.

Freitag, 24. April 2009

sinn, glück und ewigkeit


sinn ist glück, und viktor frankl ist da sehr konsequent, wenn er sagt, dass es keinen sinn macht, die löcher das fasses zu stopfen, es muss auch sinnvoll gefüllt sein.

alles, was sinn machen soll, muss aber über den tod hinaus für mich sinnvoll wirken, nicht nur in der weitergabe des lebens, wie es die biologie dem menschen mit allen risiken und nebenwirkungen, mit eifersucht und rivalität eingeprägt hat, dass er mit gewalt in seinen nachkommen weiterleben muss, oder zumindest muss seine art überleben, wenn er schon als individuum nicht schaffte, sein leben an die nächste generation weiter zu geben.

wenn nach dem tod für mich persönlich alles aus ist, dann ist für mich alles sinnlos, dann kann mein leben jederzeit zu ende sein. und mein leben bekommt dann auch nicht dadurch sinn, dass ich an jemand weitergebe, den dasselbe schicksal ereilt, dass an seinem tod für ihn individuell die geschichte und der sinn seiner geschichte zu einem ende kommt.

in 150 jahren lebt voraussichtlich niemand mehr, der jetzt auf der welt ist, dann ist "alles aus", alles leer und ohne sinn, wenn nichts überlebt von mir, wenn ich tot bin.

allerdings ist es natürlich nicht zwingend, dass es ein "leben nach dem leben" geben muss, weil mein leben sinnvoll sein muss. der schluss geht in die andere richtung: wenn mein leben sinnvoll sein soll, dann muss es ein "leben nach dem tod" geben. und genausowenig kann man aus diesen schlüssen einen beweis für irgendeine religion herleiten. religion zeigt eine perspektive über den tod hinaus, die für beständigkeit des sinns nötig ist.

sinn ohne ewigkeit ist sinnlos. sinn, der irgendwann einmal zuende ist, macht keinen sinn.

sonst können wir wirklich "essen und trinken, denn morgen sind wir tot!" - aber was macht das "essen und trinken" zuvor dann noch sinn? können wir dann doch gleich einen kollektiven strick nehmen, - oder auch nicht, das ergebnis ist - langfristig gesehen - dasselbe.

muss denn alles sinn machen? was macht die unvorstellbare energie sinn, die in sternexplosionen milliarden von lichtjahre entfernt - und damit auch milliarden jahre zurück sinnlos verpulvert wird? oder was macht das leben von bakterien irgendwo in der antarktis sinn? oder was macht es für einen sinn, dass das AIDS-virus sich fortpflanzt und am leben erhält, indem es "höheres" leben zerstört.

Dienstag, 14. April 2009

kriege ohne wunden?


verrückt, was ich gerade lese ...

War Without Wounds?
If UK's Ministry of Defence (MoD) is correct, the outcome of tomorrow's wars will increasingly be determined by machines, not men. On the MoD's wish list: a fleet of unmanned drones capable of reaching targets 1,000 km inside enemy air space. Also under review: a remote-controlled, camera-toting robot that can be carried in a backpack and can travel at a speed of 40 mph when deployed for reconnaissance.

zuerst kämpfen die roboter gegeneinander und der ausgang entscheidet dann, wer über die menschen herrscht?

Sonntag, 5. April 2009

wenn gottesbilder einem das leben zur hölle machen


"wir sollen gott fürchten und lieben ..." so heißt es im katechismus, aber kann man etwas lieben, das man fürchtet? und wenn dieses "fürchten" nichts mit angst zu tun hat, dann sollte man schleunigst ein passenderes wort für "gottesfurcht" finden.

in "watzlawick u. a.: lösungen" findet sich folgende darstellung, ich habe die stelle nicht wiedergefunden, ich zitiere daher sinngemäß und etwas platter:

die lehre der kirche ist: du sollte die gebote halten, weil du gott liebst. und wenn du ihn nicht lieben kannst, dann sollst du sie trotzdem halten, dann eben aus angst vor der hölle.

irgendwie scheint mir das nicht zu einem "gott der liebe" zu passen, ein gott, der nur die liebt, die ihn lieben, - ein gott, dem man etweder aus liebe oder aus angst vor entsetzlicher strafe gehorchen soll. was heißt das überhaupt, "gott lieben"? ihm vertrauen, seinem wort, das aber doch worte von menschen sind?

man kann doch nur jemand lieben, den man kennt, der sich einem zu erkennen gegeben hat. entweder in liebe oder in bedürftigkeit. liebe ist die natürliche reaktion eines geliebten, oder eines, der spürt, dass seine liebe gefragt ist. aber der, der nicht erkennt, der sich nicht geliebt spürt, der nicht zurück lieben kann, der wird dafür mit dem ewigen tod bestraft?

ein sprichwort sagt: "die liebe ist ein kind der freiheit". stimmt das so auch auf die liebe zu gott übertragen?

angst vor dem "lieben gott", der versuch, gott recht zu sein, und das gefühl, dabei zu versagen, das macht das leben zur hölle. da ist keine freiheit spürbar, keine liebe, kein leben. nur angst-glauben, glauben an die hölle, aber kein glaube an den "guten vater", der im gleichnis vom verlorenen sohn so attraktiv für die geschildert wird, die in gefahr stehen, ihr leben zu verlieren.

eine erstaunliche freie interpretation von himmel und hölle, überhaupt nicht kompatibel mit der lehre vom höllischen feuer, findet sich in dem erstaunlichen buch eines "theologisch konservativen", aber dafür recht progressiven schriftststellers: "Albrecht Gralle, Wie Sie garantiert in den Himmel kommen - und auch wieder heraus".

Donnerstag, 2. April 2009

dein tod ist mein leben


vor zwei jahren las ich im waldensermuseum in schönenberg einen spruch eines deutschen reformators oder theologen, den ich nur ungefähr aus dem gedächtnis zitieren kann und den ich nirgends sonst wiedergefunden habe:

das gesetz dieser welt ist
"dein tod ist mein leben",
aber das gesetz der liebe ist
"mein tod ist dein leben"

hat mich sehr betroffen, und dieser spruch zieht sich seither wie ein roter faden durch viele meiner gedanken, weil er sehr eindrücklich und präzise das natürliche verhalten jedes geschöpfes beschreibt, und auch den ausweg dazu.

grade finde ich in einem dokument ein zitat ...

"Ich kann ja entweder frei sein, indem ich meinen Nächsten unfrei mache, oder ich kann ihm helfen, frei zu sein, indem ich ihm diene, ihm neue Freiheit schenke. Hier gilt entweder die Regel 'mors tua vita mea' ( Dein Tod ist mein Leben ) oder es gilt die Regel 'mors mea vita tua' (Mein Tod ist dein Leben). (Ernst Lange)
ist wohl unter den theologen und sonstigen ( lateinisch ) gebildeten nichts neues, dieses wortspiel, - war es für mich schon.

lauf der welt


damit will ich mich nicht abfinden, mit dem "lauf der welt", mit "das war schon immer so!", mit "so ist das halt, da kann man nichts machen!", mit den "notwendigen übeln", mit "wenn alle mitmachen würden, dann vielleicht?", mit militär, mit waffen, die menschen töten, mit gefängnissen, mit schlüsseln und schlössern, mit passwörtern, mit verschlüsselung, mit mauern, mit zäunen, mit gräben, mit strafen, mit killer-spielen, mit gewalt- und horror-filmen, mit angst, die man menschen macht, um sie zu beherrschen, mit gewalt gegen menschen, mit missbrauch von macht, mit eifersucht und rivalität im kleinen und großen, zwischen kindern und völkern, und mit der traurigkeit über all dem.

muss man diese spiele mitspielen, getrieben von misstrauen, rivalität, eifersucht, macht, gewalt? um zu leben, - oder um zu überleben?

was passiert, wenn man aussteigt, als macht- und gewalt-verweigerer? wenn ich lieber vertraue und missbraucht werde, als andere zu missbrauchen?

Dienstag, 31. März 2009

spielen


es kann sein, dass die vordergründig recht haben, die mir sagen: "du kannst nicht spielen, weil du nicht verlieren kannst!", aber ich denke, das ist eine zu oberflächliche sicht der sache.

es fällt mir auf, dass nur spiele mords-spaß machen, die auf konfrontation und gegegn-einander aufbauen, während die spiele, die kooperation und mit-einander als kern haben, eher langweiliger empfunden werden. überraschend, fast erschreckend, dass es fast nur gegen-einander - spiele gibt, sehr wenige mit-einander - spiele, und keine für-einander - spiele, und das wäre doch das erstrebenswerteste, was kinder für den umgang miteinander lernen sollten. sicher, es macht spaß, mit-einander an einem bach dämme zu bauen, den lauf des wassers umzuleiten, steine umzuschichten, aber mitreißender sind die gegen-einander - spiele, die mit kommerziellen interessen in den markt gebracht werden. diese folgen eher dem prinzip "dein tod ist mein leben!", oder etwas harmloser, "deine niederlage ist mein sieg!".

"mensch ärgere dich nicht!" bringt schon im titel zum ausdruck, dass es um im spiel bewusst provozierte negative emotionen geht, die man verarbeiten muss.

erziehung heißt nach meinem empfinden, günstige bedingungen schaffen, dass kinder positive erfahrungen mit positivem verhalten machen. als zweck von kampf-spielen wird oft angegegeben, dass man damit verlieren lernen kann. aber wäre es nicht viel sinnvoller, kindern würden lernen, dass gewinnen und verlieren begriffe sind, die aus dem leben zu bannen wären, weil sie aus der welt von kampf und streit und gegen-einander, und im wohlwohlenden umgang miteinander nicht zu suchen haben? statt verlieren zu lernen, sollten kinder eher lernen, dass man nicht gewinnen muss, um glücklich zu sein, dass dieses naturgesetz "dein unglück ist mein glück!" abgeschafft gehört. an stelle des gegen-einander sollte kooperativer umgang mit-einander und für-einander treten, überall dort, wo die natur des menschen konfliktpotential aufgrund unterschiedlicher interessen birgt, - zwischen jung und alt, zwischen schwarz und weiß, zwischen mann und frau, zwischen ost und west, zwischen nord und süd, zwischen gewalttätigen und gewaltlosen, zwischen reich und arm, zwischen land und stadt, zwischen mächtigen und machtlosen, zwischen oben und unten, zwischen ungebildeten und gebildeten, zwischen gesunden und kranken, zwischen juden und palästinensern, zwischen christen und moslems.

ein weiterer grund für die mühe mancher menschen mit destruktiven spielen ist eine sehr direkte verbindung zwischen denken und leben. sie haben eine stark ausgeprägte phantasie, die eng mit dem leben gekoppelt ist, in einem film leben sie mit als ein unsichtbarer hauptdarsteller, und beim spielen eben kann man nicht zwischen "gespielten" und "realen" gefühlen unterscheiden.

in der pädagogik wird insbesondere bei jüngeren menschen spielerisches lernen propagiert. aber damit das funktioniert, muss die brücke zwischen spielen und leben einfach gangbar sein. und wenn das funktioniert, dann kann das argument nicht stimmen, dass es doch "nur" ein spiel ist, wenn negative emotionen überzuschwappen drohen und zwischen spielen und leben nicht mehr getrennt werden kann, wenn plötzlich aggression im spiel ist, wie sie ja im extremfall bei schach sogar recht militaristisch zutage tritt, und diese ins leben überschwappt und streit bis hin zu körperlich gewalt die folge ist.

in der erziehung sollen kinder nicht trennen zwischen spiel und leben, das "gespielt" soll ins leben, aber bei rivalisierenden spielen soll plötzlich alles "nur spiel" sein und mit dem leben nichts zu tun haben. am ende des spieles wird der schalter wieder von 100 % spiel auf 100 % leben zurück gestellt. - kann so schwarz/weiß nicht funktioneren, ist zweck-argumentation, weil man nicht tiefer denken will und lieber mit platten plausibilitäten argumentiert, die schon immer gegolten haben und die wenige infrage stellen.

zurück zu schach, - schach ist das killer-spiel vergangener generationen und die dabei verwendeten ausdrücke und auch die beobachtung realer "kämpfe" lassen keinen zweifel daran, dass rivalität das feld bestimmt, - und auch nicht auf das spielfeld beschränkt ist. für einen offenen und ehrlichen menschen ist es schwer erträglich, mit intrigen zu agieren, fallen zu stellen, hinterhalte aufzubauen, und den gegner in einem unbedachten moment vernichtend zu schlagen. kalt-blütiges, gefühlloses agieren ist auf dem spielfeld gefragt, genauso wie auf den realen schlachtfeldern, und es ist sicher nicht zufällig, dass das schachspiel in der erziehung der russischen jugend eine hohe bedeutung hatte, und offensichtlich welche dabei gelernten "qualitäten" beim militär nötig sind, damit das imperium erhalten bleibt.

Montag, 30. März 2009

ein eingefleischter vegetarierer ...


... bin ich nicht, aber ich habe mühe mit dem "dein tod ist mein leben!", das der mensch zum schwein sagt, es abmurkst und frisst. man muss brutal entschlossen sein, um leben zu töten, weil leben am leben hängt. und die berufe, die diese brutalität aufbringen, werden in der gesellschaft nicht sehr geachtet. aber wenn das kalbsschnitzel auf dem teller liegt, denkt man nicht an den, der das kälbchen getötet hat, und auch nicht mehr an das tote kälbchen selber.

kinder haben sich diese sensibilität bewahrt, "freunde frisst man nicht!", sagen sie, wenn sie hemmungen haben, den stallhasen zu fressen, mit dem sie zuvor gespielt haben.

dieses verhalten von eifersucht und rivalität sichert innerhalb der art das individuelle überleben, durch fortpflanzung auch nach dem tod. in den kämpfen zwischen den arten geht es um das überleben der art. und dabei um fressen und gefressen werden, um leben und tod. erschreckend, diese eskalation.

noch erschreckender bei diesen gedanken: nur der mensch bringt es im kampf in aggressiver eifersucht und rivalität so weit, seine eigenen artgenossen umzubringen, mit teils raffinierten techniken. innerhalb anderer arten ist die aggression meist zu ende, wenn die kontrahenten sich irgendwie darauf verständigt haben, wer der sieger ist. und meist ist es der, der die grenze bis zu ernsthaften verletzungen am meisten ausreizt, der am meisten riskiert, und manchmal kommt es auch hier zu tödlichen verletzungen, wenn zwei aggressive männchen die natürlichen grenzen missachten. zwischen menschen schafft oft auch die technik die nötige distanz, um mitgefühl auszuschalten, zwischen dem drücken eines knopfes und dem tod, den man dadurch auslöst gibt es keine sichtbare oder spürbare verbindung, wie es der fall ist, wenn ich jemand erdolche. und mordübungen am computer bei killer-spielen, mit virtuellen menschen und leichen tragen sicher erheblich zu dieser distanzierung und desensibilisierung bei.

weil der ochse - zumindest bezüglich seiner intelligenz - zur schwächeren art gehört, wird er vom menschen gefressen: "dein tod ist mein leben!", dabei müsste der mensch im gegensatz zu anderen geschöpfen kein fleisch fressen, um zu überleben.

und noch eine sache: schädlinge im garten sind die friedlebenden vegetarierer, nützlinge sind die, welche sich brutal über andere geschöpfe hermachen, - wieder ausschließlich die auf das interessen der menschen zentrierte sicht der natur.

andererseits, auf einem flug von austin nach atlanta saß ich neben einem afrikanischen großwildjäger, der mir erklärte, das er mit seinen abschüssen das gleichgewicht der natur regelt. wenn die population zu stark anwächst, leidet die vegetation und als folge dezimiert hunger die herde. dieser zyklus wird eliminiert, die vegetation wird geschont, und die geschöpfe müssen nicht hungern - weil sie erst gar nicht leben.

wäre das möglich, wenn die arten miteinander kommunizieren könnten, sich auf ein friedliches zusammenleben zu verständigen, mit freiwilliger populationsbeschränkung, durch geburtenregelung aufgrund ausgehandelter quoten für die einzelnen arten?

kommunikation wäre auch hier ein mittel zum frieden.

vor der sintflut hat der mensch sich vegetarisch ernährt, und auch die tiere, die aus der schöpfung hervorgingen, können sich unmöglich gegenseitig aufgefressen haben. jedenfalls wird in der neuen welt nach jesaja "der löwe stroh fressen wie das rind", und es wäre sicher kein schaden, diesem friedliche zusammenleben von mensch und tier schon jetzt vorzugreifen, soweit man es schafft. und der mensch ist ja mit intelligenz und willen ausgestattet, um die triebe und instinkte zu überwinden, er muss sich nicht der eifersucht und rivalität unterordnen, er kann sich bewusst gegen das "dein tod ist mein leben!" entscheiden, das ja in abgeschwächter form heißt "dein unglück ist mein glück!".


Samstag, 28. März 2009

kreuzigt ihn!


"den juden ein ärgernis und den griechen eine torheit!"
so überlieferte der apostel paulus das urteil der frommen und der klugen über das "wort vom kreuz".

was passierte wirklich bei der verurteilung und hinrichtung jesu, bei seiner kreuzigung?

den frommen passte er nicht in ihre gesetzlichkeit, er ordnete sich ihnen nicht unter, zum beispiel ließ er eine sünderin laufen, die nach ihrem gesetz den tod verdient hätte. aber ihnen war nicht aufgefallen, nach dem mann zu fragen, weil ihr gesetz ebenfalls nicht nach diesem fragte. dann störte es sie, dass er mit "sündern" freund war, mit menschen, die in den augen der gesellschaft unten durch waren, weil sie es nicht kraft herkunft geschafft hatten, zu ihnen zu gehören. jesus lebte und er ließ die leben, die nach ansicht der frommen "unter aller sau" lebten. und er würdigte sie, indem er mit ihnen redete, sie achtete und einigen von ihnen half, ein neues leben zu beginnen.

die klugen der damaligen welt missachteten jesus, weil er sich ebenfalls nicht zu ihnen hielt, obwohl er einiges drauf hatte. aber er sonderte sich auch für diese zu wenig vom gemeinen volk ab, und applaudierte ihnen zu wenig.

und das volk, das schrie "kreuzigt ihn!", weil er auch ihre erwartungen nicht erfüllte. jesus saß zwischen allen stühlen, - den frommen war er nicht fromm genug, er war freund der sünder, - den klugen war er nicht klug genug, - und dem volk war er nicht zu diensten, weil er nicht ihr held und anführer sein wollte, der sie von der herrschaft der römer befreite.

alle waren enttäuscht und verärgert, alle wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben, alle wollten diesen unbequemen menschen loswerden. er ließ sich nicht auf das spiel ein, dass sie mit ihm spielen wollten, er ließ sich nicht in schubladen sperren, die andere für ihn gezimmert haben, er ließ sich nicht missbrauchen. und er wehrte sich dann auch nicht, als sich alle einig waren, dass er nicht in diese welt passt, dass sie ihn nicht gebrauchen können. er liebte die menschen zu sehr, er machte nicht mit bei dem spiel um macht und ehre und klugheit. er durchbrach das gesetz "dein tod ist mein leben!", das seit adam - eigentlich seit dem leben der ersten kreatur - die lebendige welt beherrschte, sondern er setzte sein gesetz, "mein tod ist dein leben!" entgegen und er sagte damit: "so wie ich darauf verzichten kann, auf die kosten anderer zu leben, so könnt ihr auch darauf verzichten. ihr könnt aufhören, auf kosten anderer glücklich zu sein! weil es ohnehin nicht funktioniert! wer so sein leben retten will, wird es verlieren!" es ist nur ein versuch, und ein vergeblicher dazu, es funktioniert nicht. sicher, der mächtige überlebt, indem schwächere ihr leben lassen, - im normalen leben sind es einzelne, in brutalen kriegen tausende und millionen - aber er ist nicht glücklich dabei. einander leben lassen, einander raum zum leben lassen und sich gegenseitig zum leben verhelfen, das macht menschen glücklich. aber das ist gegen seine natur, gegen seine instinkte und triebe, das setzt bewusste entscheidungen gegen das böse voraus.

"ein beispiel habe ich euch gegeben!" so wird jesus zitiert, so sieht er sein leben. als symbol und als vorbild für menschen, die sich nicht mehr von den alten naturgesetzen, von eifersucht und rivalität, beherrschen lassen wollen. ob darüber hinaus das leiden und sterben jesu in der deutung der jüdischen glaubenslehre im jenseits irgendetwas bewirkte, das sich auf das diesseits, auf mich auswirkt, ist nicht offensichtlich. sicher kann es für jemand, der in dieser tradition lebt, ein bild sein, das ihm hilft, dieser botschaft zu glauben, über seinen jüdischen glauben hinaus, der in der orthodoxen ausprägung noch stark diesem alten naturgesetz verhaftet ist.

die lehre von der erbsünde geht davon aus, dass jeder mensch schuld am tod jesu ist, weil er kraft seiner zeugung und geburt an dieser kollektivschuld mitzutragen hat. dies ist eine negative belastung für den menschen, gegen den die kirche die erlösung durch die taufe anzubieten hat, wenn diese so mystisch verstanden wird, wie es von jenen offensichtlich getan wird, die eine nottaufe eines sterbenden neugeborenen zu seiner ewigen rettung für nötig halten.

daraus spricht doch aber ein bild von einem ungerechten, kleinlichen gott. jesus hat den tod am kreuz auf sich genommen, ganz frei und aus liebe zu denen, die "kreuziget ihn!" schrien, und nicht, um der ganzen nachwelt ein schlechtes gewissen über die mitschuld an seinem tod anzulasten, noch bevor diese überhaupt bewusste entscheidungen treffen können, für die sie zur verantwortung gezogen werden können.

ich kreuzige jesus zum zweiten mal, wenn ich sein beispiel der liebe zu allen menschen verachte, wenn ich dem alten naturgesetz weiter gehorche. und noch mehr kreuzigen diejenigen jesus zum wiederholten mal, die mit verweis auf ihn andere in gefängnisse einsperren, seien es äußere oder innere. und wieder waren es sogar die christlichen frommen, die sich hier hervortaten, sogar gegen die eigenen brüder, s. Wikipedia - Verurteilung und Verfolgung der mittelalterlichen Waldenser.

erwartung ... anklage


viel not zwischen menschen entsteht, wenn diese verhängnisvolle lawine sich in bewegung setzt: erwartung, enttäuschung, klage, anklage. wenn enttäuschte erwartung in einen streit mündet, dann steht dahinter der vorwurf: "wenn du wolltest, dann könntest du!" unlust, lieblosigkeit, bequemlichkeit, faulheit, ... wird als ursache hinter der enttäuschung vermutet, und damit doch böses. der andere ist schuld an meinen wehen empfindungen. dabei ist es doch meist eher schwäche, unwissenheit, missverständnis und unrealistische erwartung, die dieses verhängnis in gang setzt. und auf seiten des enttäuschten gehört stärke dazu, diese spirale aufzuhalten und den anderen nicht in das eigene unglück hineinzuziehen. und der angeklagte muss stark sein, nicht in verteidigung zu verfallen, die unerwartet aggressiv ausfallen kann, weil man sich doch unschuldig und zu unrecht angegriffen fühlt.

wie geht es dir?


eine gefährliche frage, die wir damit einem menschen stellen, denn wir übernehmen durch fragen für die antwort verantwortung. wenn ein mensch in der antwort die türe seines herzen einen spalt öffnet, wäre rückzug fahrlässig. diese frage ist auch gefährlich, weil eine ehrliche antwort vertrauen voraussetzt. und vertrauen ist immer gefährlich, man riskiert enttäuschung. aber misstrauen ist noch gefährlicher, man riskiert ferne.

"wie geht es dir?" - "gut! - und dir?" - "auch gut!"

noch einmal davon gekommen? oder meinen wir es ehrlich?

"wie geht es dir?" - "gut!" - "ich freue mich mit dir!"

schön, aber es kann auch anderes kommen ...

"wie geht es dir?" - "nicht gut!" - "was kann ich tun, dass es dir besser geht?"

gut, wenn man sich so freund sein kann, - oder über diese offenheit und ehrlichkeit einen augenblick zum freund wird.

Freitag, 27. März 2009

unglück


not kann entweder durch menschen verursacht sein oder durch unbeeinflussbares schicksal, durch krankheiten, unfälle, naturereignisse, wobei die naturgewalten durchaus auch durch menschen entfesselt oder begünstigt werden können, ferner kann man sich ihnen aussetzen oder versuchen, sich vor ihnen zu schützen.

menschen, die anderen unglück bringen, sind "böse", sie beeinträchtigen andere bewusst in ihrem glück, indem sie ihn an leib und seele verletzen oder ihm etwas entziehen, was ihm glück bedeutet oder dessen fehlen unglück.

un-menschliches unglück ist manchmal total unbeeinflussbar, ein blitz aus heiterem himmel, ein vulkanausbruch oder ein erdbeben.

manches ist dazwischen angesiedelt, ein unglück aufgrund menschlichem versagen, aus fahrlässigkeit, oder weil man bewusst ein hohes risiko auf sich nimmt, ein absturz bei einer bergtour, oder eine lawine beim skifahren durch unberührtes, aber unsicheres gelände. oder ich irre mich in der bewertung einer situation oder ich verschließe die augen, weil ich mir ein ziel gesetzt habe, wie das erreichen eines berggipfels, und bringe mich und andere dadurch in gefahr.

viel not wird unbewusst, aber doch fahrlässig durch ignoranz verursacht, zum beispiel, wenn ich waren kaufe, ohne mich dafür zu interessieren, wo diese hergestellt wurden und ob die menschen, welche sie herstellen, dafür einen gerechten lohn bekommen, der ihnen und ihren angehörigen ein würdiges leben erlaubt. dadurch dass jene zu wenig bekommen, kann ich mir etwas mehr leisten, aber macht es mich glücklich, dieses mehr, oder ist es nicht oft ein ausdruck von unersättlichkeit, die nicht glücklich macht, weil immer mehr haben, immer schneller, immer größer, immer weiter, das herz nicht satt macht?

Mittwoch, 25. März 2009

fragen


wer fragt, ...
... ist dumm!
... gibt zu, dass er nicht weiß, was doch jeder weiß!
... zweifelt!
... hinterfragt!
... klagt!
... klagt an!
... hat anfragen!
... ist lästig, insbesondere wenn er kind ist!

oder ist es eher so, dass nur wer fragt, klug ist, weil er durch fragen klug wird, - besser als durch schaden? ist das offene, ehrliche fragen aus der mode gekommen?

schüler sollen möglichst nur fragen, was im lehrplan vorgesehen ist, und worauf der lehrer eine antwort hat. eigenes denken, fragen in neuen bahnen, führt nicht zu den vorgegebenen lernzielen, - vielleicht zu anderen, ungeahnten, besseren, die aber aus dem rahmen fallen, die im zeugnis keine punkte geben.

menschen mit fragen, die aus dem rahmen fallen, fallen auf und aus dem rahmen.

will man durch fragen den anderen kennenlernen, um ihn zu verstehen, oder eher um seine schwächen auszuloten, durch die die eigenen stärken hervortreten?

wer fragt, muss sich entschuldigen und rechtfertigen, er muss klarstellen, dass er nicht anklagen will, sondern ehrlich an einer antwort interessiert ist.

leider ist es eine unsitte in unserer gesellschaft, dass "warum ...?" oft anklagen statt offenes fragen ist. und jeder, der "warum ...?" fragt, setzt sich dem vorwurf aus, auch nur anzuklagen. sicher, man muss selbst sehr ehrlich in sich fragen, ob wirklich jedes fragen aus dem wunsch nach antwort herrührt, oder ob nicht doch subtile vorwürfe dahinter versteckt sind, die sich in den schafspelz einer frage verkleidet viel unschuldiger anhören. und oft ertappt man sich dabei, dass sich in einem nebensatz doch massive anklage in das fragen mengt. und aus einem interessierten, offenen fragen und antworten, wird anklage und verteidigung, und statt zunehmender wahrheit entzündet sich ein streit und die wahrheit wird dem kampf um die eigenen interessen geopfert.

trotz allem, wer ehrlich fragt, ...
... lernt noch dazu!
und wer neues lernt, der ist noch jung!

weltanschauung


meine weltanschauung ist mein glaube, meine religion, das was ich hinter den dingen als ewige macht sehe, meine erklärung woher ich komme, und wohin ich gehe.

es ist eine anschauung einer wirklichkeit, die ich nur erahnen kann, eine welt, für die ich keine begriffe, sondern nur bilder haben kann, die unvollkommen versuchen, das unbeschreibliche zu beschreiben und das unfassbare zu erfassen.

fanatismus kommt ins spiel, wenn ich einzelne aspekte meiner anschauung, wenn ich meine unvollkommenen bilder als vollkommen und umfassend beschreibe, und sie gegen die beschreibungen und erfahrungen anderer setze. mein bild steht dann im widerspruch zu den bildern anderer, die genauso unvollkommen auch nur einzelne aspekte erklären können. und wenn sie mehr wollen, wenn sie absolutes beanspruchen, dann drohen konflikte, die dadurch scharf werden, weil es um wesentliches, um ewiges geht.

wenn bilder als wahrheit aufgedrängt werden, wo doch demut über einerseits die eigene unvollkommene sicht und gleichzeitig über die unvollkomme sprache zur darstellung von ewigen wahrheiten angebracht wäre, dann geht es nicht um liebe, sondern um macht. "wenn ich mit menschen- und engelszungen redete und hätte der liebe nicht, so wäre ich ein tönend erz und eine klingende schelle."

wie viel not wird durch solche "schellen" verursacht, die es seit menschengedenken immer und überall gibt: "und willst du nicht mein bruder sein, so schlag ich dir den schädel ein!". das "wes das land, des der glaube!" von friedrich dem großen hört sich zwar etwas friedlicher an, aber es ist genauso gewalt gegen menschen, gegen ihre gedanken und gegen ihren glauben.

leider ist es so, dass die allermeisten kriege religiös bedingt sind oder zwischen gruppen ausbrechen, die eine unterschiedliche religiöse identität haben. es gibt bei allen großen weltreligionen, in den quellen oder bei prominenten vertretern, starke rechtfertigungen von gewalt zur ausbreitung oder bewahrung des eigenen glaubens. glücklicherweise gibt es wiederum genauso in allen religionen, teils bei eher säkularen vertretern, menschen des friedens, - friedensstifter, die innerhalb ihrer gruppierungen teils starken anfeindungen ausgesetzt sind. wer für frieden eintritt, muss eher gewalt fürchten, als wer macht propagiert.

schuld


schuld
ist, wenn ich mich bewusst weigere, verantwortung zu übernehmen für etwas, was in meinem einflussbereich ist. die bibel verwendet dafür den begriff sünde. sünde ist schuld vor gott, vor einer instanz, die darauf achtet, dass die gesetze, allgemein akzeptierte bedingungen für ein gutes zusammenleben eingehalten werden, dass die schwachen vor den starken geschützt werden, dass jeder raum zum leben hat. "wer das weiß, gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist es sünde." - schuld ist also nicht nur bewusst anderen schaden, sondern auch, bewusst wegsehen und nicht einspringen, wenn anderen schaden droht.

ich kann nicht schuld sein, wenn ich nichts weiß, wenn ich zu schwach bin, wenn ich nicht in einem verhängnisvollen ablauf eingeschlossen bin, den ich hätte beeinflussen können. insofern ist die erbsünde als fluch keine schuld. ein kind ist nicht schon deshalb, weil es geboren wird, schuldig. dann wäre es unverantwortlich ein kind, einen "sünder", zu zeugen und in die welt zu setzen. das kind unterliegt von natur aus den gesetzen von eifersucht und rivalität, d. h. dem trieb sein glück auf kosten anderer durchzusetzen. schuld wird es dann, wenn es dieses verhängnis erkennt und sich nicht dagegen entscheidet.

es ist nicht gut, wenn dem menschen mit dem hinweis auf die erbsünde ein schlechtes gewissen eingeredet wird. auch das "das tat ich für dich, - was tust du für mich?", das zinzendorf sehr beeindruckte, ist einreden eines schlechten gewissens, das aber nicht motivation für verantwortliches handeln gegenüber anderen menschen, für liebe, sein kann. und im späteren leben von zinzendorf wird auch ersichtlich, dass einiges schief lag.

das gegenteil von schuldhaftem handeln ist liebe. aber vieles, was man liebe nennt, ist schuldhaftes verhalten, weil es ausübung von macht und gewalt in einer beziehung ist, und nicht freiheit, welcher liebe raum lässt. man denke nur an die "liebe" der eltern zu ihren kindern, die es jenen verwehrt, ihr eigenes leben zu entwicklen, weil sie durch die vorgaben der eltern eingesperrt sind, weil sie deren erwartungen in vielfältiger hinsicht erfüllen müssen. und wenn sie ausscheren, dann ist von liebe keine spur mehr - und vorher war auch nichts da, "liebe" als lohn für unterordnung?

Freitag, 27. Februar 2009

der verlorene sohn


vorbemerkung:
hier versuche ich schrittweise meine eindrücke über diese geschichte zu entfalten, dieser eintrag ist daher als entwurf zu sehen und in ständigem wachsen.


der originaltext

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn

11 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12 Und der jüngste unter ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Teil der Güter, das mir gehört. Und er teilte ihnen das Gut. 13 Und nicht lange darnach sammelte der jüngste Sohn alles zusammen und zog ferne über Land; und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen.
14 Da er nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine große Teuerung durch dasselbe ganze Land, und er fing an zu darben. 15 Und er ging hin und hängte sich an einen Bürger des Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16 Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit Trebern, die die Säue aßen; und niemand gab sie ihm.
17 Da schlug er in sich und sprach: "Wie viel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben, und ich verderbe im Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir
19 und bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!" 20 Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küsste ihn. 21 Der Sohn aber sprach zu ihm: "Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße." 22 Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: "Bringt das beste Kleid hervor und tut es ihm an, und gebt ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße, 23 und bringt ein gemästet Kalb her und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein! 24 denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden." Und sie fingen an fröhlich zu sein.
25 Aber der älteste Sohn war auf dem Felde. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er das Gesänge und den Reigen; 26 und er rief zu sich der Knechte einen und fragte, was das wäre. 27 Der aber sagte ihm: "Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat ein gemästet Kalb geschlachtet, dass er ihn gesund wieder hat." 28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn.
29 Er aber antwortete und sprach zum Vater: "Siehe, so viel Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten; und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. 30 Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit Huren verschlungen hat, hast du ihm ein gemästet Kalb geschlachtet." 31 Er aber sprach zu ihm: "Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. 32 Du solltest aber fröhlich und gutes Muts sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wieder gefunden." ( nach Lutherbibel 1912 )

zugang

es darf nicht nötig sein, dass ich mich in die kulturgeschichte des orients vor zweitausend jahren hineinknie, um einen zugang zu dieser geschichte zu finden. vielleicht ist dieser sachliche weg eher ein hindernis, diese durch und durch emotionale szenen zu erfassen.

überschriften

wegen ihrer vielfältigkeit könnte diese geschichte viele andere titel haben, die jeweils einen der wesentlichen aspekte herausstellen ...

der gefundene und der verlorene sohn
der verlorene vater

es sind viele interpretationen möglich, vielleicht sogar auch falsche, missbräuchliche, obwohl die geschichte sich dagegen wehrt, aber der unangemessenste umgang damit ist sicher, dass man sich ihren kernaussagen verschließt.

sehr erstaunlich, die kürze dieser geschichte - und der mächtige inhalt, jeder satz thema je eines buches, über glauben, liebe, pädagogik, theologie, ...

was uns diese geschichte lehrt

ein sprichwort sagt: "reisende soll man nicht aufhalten!" und es meint, wer mit dem herzen nicht mehr da ist, den soll man loslassen. und der versuch, diese zu halten, ist doch nichts anderes, als eine hülle zu halten, den schein zu wahren, und das halten provoziert doch nur mehr den drang des innen ungehaltenen, sich auch außen loszureißen.

war dieser weg in die gosse nötig, damit die kruste um das herz zerbrochen wurde, die die liebe des vaters unspürbar ließ?

und der bruder zuhause, hätte der nicht genauso einen ausbruch aus traditionen nötig gehabt, um zu spüren, dass die liebe des vaters und zum vater sich nicht in formen erschöpft, sondern im täglichen, herzlich zugeneigten umgang?

kinder in der pubertät sind solche reisende, denen man gewalt antut, wenn man sie aufhält in ihrem reisen in ihre welt, wo sie ihre erfahrungen machen müssen, um durch gute erfahrungen zu reifen, und zur not durch schaden klug zu werden. aber außerhalb dieser geschichte, im realen leben, sind es eher die mütter, die ihre kinder vor diesem notwendigen schaden bewahren wollen, indem sie sie halten und nicht loslassen. erstaunlich, dass in dieser geschichte die mutter nicht auftritt. vielleicht weil dieser vater wie eine mutter liebt?

liebe ist unteilbar

"wie kann jemand sagen, dass er mich liebt, wenn er seinen bruder nicht liebt?"

wie kann jemand sagen, dass er den vater achtet, wenn er dessen sohn, den eigenen bruder, miss-achtet? das ist nur äußere form, und im herzen lebt unzufriedenheit, missgunst, rivalität, eifersucht über das plötzliche glück des heimgefundenen sohnes, das ihm selbst nicht zugänglich ist.

Montag, 23. Februar 2009

bibel


die bibel ist eine sammlung von texten, wie menschen im vorderen orient gott erlebten, entweder real, oder wie sie ihn sich vorstellten, oder wie andere dies interpretierten. später hat eine gruppe von menschen einige texte davon ausgewählt und zu dem zusammengefügt, was man heute „die bibel“ nennt.

ich empfinde, dass die religiösen erfahrungen der menschen sehr stark von ihrer kultur und von ihrer persönlichkeit geprägt sind. viele leute geben sich mühe, diese etwas sperrigen prägungen zu "heiligen", indem sie dem offensichtlichen inhalt andere deutungen aufprägen. offensichtlich ist das "hohelied salomos" eine liebesgeschichte mit erotischem touch, den man in der bibel nicht vermutet. jegliche versuche, den text religiös zu interpretieren, vergewaltigen diesen. warum kann man sich nicht an dem text freuen, wie er ist? eine weitere problematische sache sind die rachepsalmen. dort wünscht sich der "beter", dass die säuglinge der feinde gottes am felsen zerschmettert werden. diese gesinnung hat keinen platz bei denen, die den "gott der liebe" lieben. sie ist ausdruck von finsterer rache und nicht von gottesfurcht. hat in einer lebensbejahenden schrift nichts zu suchen. gott will nicht den tod des sünders, geschweige denn seiner unschuldigen säuglinge.

bibelkritik im sinne eines offenen und ehrlichen, fragenden umgangs mit der entstehungsgeschichte der bibel ist notwendig und hilft zu glaubwürdigkeit und zu größerer konsistenz des wahren kerns der überlieferung, nämlich der realen erfahrung von gottes wirken, befreit von der interpretation durch meine kultur und gesinnung.

glauben


glauben ist vertrauen auf etwas in der nicht sichtbaren welt, dessen man sich nicht sicher ist. man hat keine festen beweise und keine versicherung, aber man hofft, und noch mehr, man vertraut fest darauf, dass das, was man glaubt wahr ist. dass das vergangene, zu dem man sich bekennt, so passiert ist und so interpretiert werden muss, und dass in der zukunft dinge passieren, die aus der unsichtbaren welt in die unsichtbare herüberwirken und dass sogar einem die unsichtbare welt alles sichtbare ablöst.

einerseits fehlt dem glauben der letzte beweise, andererseits muss die erfahrung so überzeugt sein, dass man das fehlende damit überbrücken kann.

glauben leben


man glaubt, dass die unsichtbare auf die sichtbare welt einen einfluss hat.

gott als person


gott muss ein persönliches wesen sein, wenn ich mich emotional an ihn binden soll. die mächte der jenseits werden mit personen-typen identifiziert, die einen aspekt ihres wesens und ihrer beziehung ausdrücken.

gott ist vater, ...
... unser vater - er meint es gut mit uns, wir sind, weil er es will, er will, dass wir wachsen und groß und stark werden.
... der vater von jesus - er geht von ihm aus, er ist von ihm abhängig, er ist von seinem „fleisch und blut“. von seinem wesen, von seinem geschlecht, - aber nie in biologischen sinn.

sünde


sünde ist sozial unverträgliches verhalten, das beziehung stört. sünde ist das natürliche verhalten des menschen:

„dein tod ist mein leben!“

„ich nehme mir dein leben, damit ich lebe.“

sünde kommt vom „fleisch”, von unseren instinkten, die mich dazu treiben, auf kosten anderer glücklich zu werden.

sünde ist das natürliche verhalten des menschen in konflikten, ausbruch von „gegen“ den anderen, gegen seine interessen, gegen seine träume und gegen sein erwartungen an das leben.

rivalität und eifersucht sind solche basis-interessen-konflikte im menschlichen zusammenleben. das grundempfinden dabei ist, dass es mir etwas nimmt, wenn andere glücklich sind, oder glücklicher als ich, oder in einem rahmen, den ich für mich vorbehalten wollte oder den ich als meine domäne betrachte.

religion


religion ist die vorstellung des menschen von der unsichtbaren welt, sein weltanschauung im umfassenden sinn. die umfasst auch politische und atheistische „religionen”, die letzte antworten auf grundfragen des lebens haben wollen. jede religion glaubt, dass sie sich über die anderen hinaushebt, dass die eigenen lehren keine vorstellungen und interpretationen von der umfassenden welt sind, sondern dass sie dir wahrheit beschreibt und dass andere religionen total daran vorbeigehen, weil sie am wesentlichen der eigenen wahrheit vorbeigehen.

aber jede religion hat ...

... richtige und falsche bilder von der wirklichkeit, ... gute und böse regeln für das zusammenleben,

... plausible und naive vorstellungen von der jenseitigen und zukünftigen welt, zum beispiel die christlichen vorstellungen vom himmlischen jerusalem als eine mit kostbaren edelsteinen geschmückten stadt, beim islam die vorstellung vom himmel als männlichem paradies mit 72 jungfrauen / frauen pro mann, - laut koran „... heiß liebend und gleichaltrig ... mit schwellenden Brüsten“.

liebe


liebe ist sozial verträgliches verhalten, das beziehung baut und erhält. liebe ist das unnatürliche verhalten des menschen:

„mein tod ist dein leben!“

„ich gebe dir mein leben, damit du lebst!“

liebe ist opfer, lieben heißt:

„dein glück ist mir wichtiger als mein eigenes!“

„ich kann und will nicht glücklich sein, wenn du unglücklich bist!“

sexualität


essen muss lust bereiten, damit das individuum überlebt. sex muss wie essen lust bereiten, damit die rasse überlebt. und das mittel der natur, ist dem mann den drang einzuhämmern, dass er als individuum überleben muss.

und so wie das überleben der rasse nur durch brutale verdrängung anderer funktioniert, bis hinunter zu pflanzen, die durch ihre breiten blätter anderen das licht nehmen, so ist es auch beim sex und der darauf bezogenen männlichen rivalität so, dass da, wo meine frucht wächst, da hat der samen des anderen kein chance.

auf seiten der frau sorgt die eifersucht dafür, dass kein anderes weibchen den samen des mannes abbekommt, denn er soll nur ja nur für die eigenen nachkommen sorgen und nicht noch für den unterhalt der „früchte“ anderer frauen aufkommen, sonst wird es vermutlich bei einem selber eng.

muss man sich als mündige erwachsene von diesen instinkten treiben lassen? - einerseits vom „auf sie mit gebrüll!“ des mannes beim anblick eines verfügbaren geschlechtsreifen weibchens, und andererseits das „auf sie mit gebrüll!“ der eifersüchtigen rivalin, die ihre felle davon schwimmen sieht - und andererseits das „auf ihn mit gebrüll!“ des rivalen, der seine chancen auf fortplanzung durch keinen nebenbuhler gefährden lassen will.

insbesondere wenn die fortpflanzung entweder durch sichere maßnahmen verhindert wird oder durch fortgeschrittenes alter nicht mehr möglich ist, entbehrt diese instinktive aggression jeder grundlage auf seiten dieser mechanismen.

sehnsucht


gott hat seinen geschöpfen die sehnsucht nach nähe zueinander als herdentrieb in die wiege gelegt. sehnsucht nach einem gegenüber ist im herzen eines jeden menschen, auch die sehnsucht nach sexualität, nach körperlicher liebe und dadurch miteinander kinder zu haben und das leben so weiter zu geben. der schöpfer hat den menschen sexualität gegeben, wie adam und eva im garten bäume und früchte, aber auch grenzen, den einen baum sollten sie nicht antasten. und sie haben es nicht durchschaut, und sie sind der versuchung erlegen oder sie wurde verführt.

wer ist schuld daran, wer ist verantwortlich, wer hatte die möglichkeit, sich anders zu verhalten, und wer hat sich voll bewusst der bösen konsequenzen anders entschieden?

nebenbei: bescheuert, wer daraus, dass es die frau gewesen sein soll, die zuerst schwach wird, irgendwelche schlüsse bezüglich der wertigkeit der geschlechter zieht.

"ein wunder ist das, ...


... was unser herz mit frieden erfüllt." so sagt paulo coelho in seinem "sei wie ein fluß, der still die nacht durchströmt".

nicht "mein herz", sondern "unser herz", frieden ist keine privatsache, sondern frieden ist "zwischen", zwischen menschen, die sich vorher vielleicht feind waren oder auch nur fremd oder gleichgültig.

frieden ist zwischen menschen, zwischen denen nichts steht.

frieden steht nicht zwischen menschen, sondern er verbindet menschen, er trennt nicht, sondern schafft nähe. frieden ist nicht "etwas", sondern frieden ist die abwesenheit von "etwas", von trennendem, von ferne, von misstrauen.

frieden ist dann, wenn ich nähe zulassen kann und es geht mir gut dabei, wenn mir die nähe des anderen keine angst macht.