Dienstag, 31. März 2009

spielen


es kann sein, dass die vordergründig recht haben, die mir sagen: "du kannst nicht spielen, weil du nicht verlieren kannst!", aber ich denke, das ist eine zu oberflächliche sicht der sache.

es fällt mir auf, dass nur spiele mords-spaß machen, die auf konfrontation und gegegn-einander aufbauen, während die spiele, die kooperation und mit-einander als kern haben, eher langweiliger empfunden werden. überraschend, fast erschreckend, dass es fast nur gegen-einander - spiele gibt, sehr wenige mit-einander - spiele, und keine für-einander - spiele, und das wäre doch das erstrebenswerteste, was kinder für den umgang miteinander lernen sollten. sicher, es macht spaß, mit-einander an einem bach dämme zu bauen, den lauf des wassers umzuleiten, steine umzuschichten, aber mitreißender sind die gegen-einander - spiele, die mit kommerziellen interessen in den markt gebracht werden. diese folgen eher dem prinzip "dein tod ist mein leben!", oder etwas harmloser, "deine niederlage ist mein sieg!".

"mensch ärgere dich nicht!" bringt schon im titel zum ausdruck, dass es um im spiel bewusst provozierte negative emotionen geht, die man verarbeiten muss.

erziehung heißt nach meinem empfinden, günstige bedingungen schaffen, dass kinder positive erfahrungen mit positivem verhalten machen. als zweck von kampf-spielen wird oft angegegeben, dass man damit verlieren lernen kann. aber wäre es nicht viel sinnvoller, kindern würden lernen, dass gewinnen und verlieren begriffe sind, die aus dem leben zu bannen wären, weil sie aus der welt von kampf und streit und gegen-einander, und im wohlwohlenden umgang miteinander nicht zu suchen haben? statt verlieren zu lernen, sollten kinder eher lernen, dass man nicht gewinnen muss, um glücklich zu sein, dass dieses naturgesetz "dein unglück ist mein glück!" abgeschafft gehört. an stelle des gegen-einander sollte kooperativer umgang mit-einander und für-einander treten, überall dort, wo die natur des menschen konfliktpotential aufgrund unterschiedlicher interessen birgt, - zwischen jung und alt, zwischen schwarz und weiß, zwischen mann und frau, zwischen ost und west, zwischen nord und süd, zwischen gewalttätigen und gewaltlosen, zwischen reich und arm, zwischen land und stadt, zwischen mächtigen und machtlosen, zwischen oben und unten, zwischen ungebildeten und gebildeten, zwischen gesunden und kranken, zwischen juden und palästinensern, zwischen christen und moslems.

ein weiterer grund für die mühe mancher menschen mit destruktiven spielen ist eine sehr direkte verbindung zwischen denken und leben. sie haben eine stark ausgeprägte phantasie, die eng mit dem leben gekoppelt ist, in einem film leben sie mit als ein unsichtbarer hauptdarsteller, und beim spielen eben kann man nicht zwischen "gespielten" und "realen" gefühlen unterscheiden.

in der pädagogik wird insbesondere bei jüngeren menschen spielerisches lernen propagiert. aber damit das funktioniert, muss die brücke zwischen spielen und leben einfach gangbar sein. und wenn das funktioniert, dann kann das argument nicht stimmen, dass es doch "nur" ein spiel ist, wenn negative emotionen überzuschwappen drohen und zwischen spielen und leben nicht mehr getrennt werden kann, wenn plötzlich aggression im spiel ist, wie sie ja im extremfall bei schach sogar recht militaristisch zutage tritt, und diese ins leben überschwappt und streit bis hin zu körperlich gewalt die folge ist.

in der erziehung sollen kinder nicht trennen zwischen spiel und leben, das "gespielt" soll ins leben, aber bei rivalisierenden spielen soll plötzlich alles "nur spiel" sein und mit dem leben nichts zu tun haben. am ende des spieles wird der schalter wieder von 100 % spiel auf 100 % leben zurück gestellt. - kann so schwarz/weiß nicht funktioneren, ist zweck-argumentation, weil man nicht tiefer denken will und lieber mit platten plausibilitäten argumentiert, die schon immer gegolten haben und die wenige infrage stellen.

zurück zu schach, - schach ist das killer-spiel vergangener generationen und die dabei verwendeten ausdrücke und auch die beobachtung realer "kämpfe" lassen keinen zweifel daran, dass rivalität das feld bestimmt, - und auch nicht auf das spielfeld beschränkt ist. für einen offenen und ehrlichen menschen ist es schwer erträglich, mit intrigen zu agieren, fallen zu stellen, hinterhalte aufzubauen, und den gegner in einem unbedachten moment vernichtend zu schlagen. kalt-blütiges, gefühlloses agieren ist auf dem spielfeld gefragt, genauso wie auf den realen schlachtfeldern, und es ist sicher nicht zufällig, dass das schachspiel in der erziehung der russischen jugend eine hohe bedeutung hatte, und offensichtlich welche dabei gelernten "qualitäten" beim militär nötig sind, damit das imperium erhalten bleibt.

Montag, 30. März 2009

ein eingefleischter vegetarierer ...


... bin ich nicht, aber ich habe mühe mit dem "dein tod ist mein leben!", das der mensch zum schwein sagt, es abmurkst und frisst. man muss brutal entschlossen sein, um leben zu töten, weil leben am leben hängt. und die berufe, die diese brutalität aufbringen, werden in der gesellschaft nicht sehr geachtet. aber wenn das kalbsschnitzel auf dem teller liegt, denkt man nicht an den, der das kälbchen getötet hat, und auch nicht mehr an das tote kälbchen selber.

kinder haben sich diese sensibilität bewahrt, "freunde frisst man nicht!", sagen sie, wenn sie hemmungen haben, den stallhasen zu fressen, mit dem sie zuvor gespielt haben.

dieses verhalten von eifersucht und rivalität sichert innerhalb der art das individuelle überleben, durch fortpflanzung auch nach dem tod. in den kämpfen zwischen den arten geht es um das überleben der art. und dabei um fressen und gefressen werden, um leben und tod. erschreckend, diese eskalation.

noch erschreckender bei diesen gedanken: nur der mensch bringt es im kampf in aggressiver eifersucht und rivalität so weit, seine eigenen artgenossen umzubringen, mit teils raffinierten techniken. innerhalb anderer arten ist die aggression meist zu ende, wenn die kontrahenten sich irgendwie darauf verständigt haben, wer der sieger ist. und meist ist es der, der die grenze bis zu ernsthaften verletzungen am meisten ausreizt, der am meisten riskiert, und manchmal kommt es auch hier zu tödlichen verletzungen, wenn zwei aggressive männchen die natürlichen grenzen missachten. zwischen menschen schafft oft auch die technik die nötige distanz, um mitgefühl auszuschalten, zwischen dem drücken eines knopfes und dem tod, den man dadurch auslöst gibt es keine sichtbare oder spürbare verbindung, wie es der fall ist, wenn ich jemand erdolche. und mordübungen am computer bei killer-spielen, mit virtuellen menschen und leichen tragen sicher erheblich zu dieser distanzierung und desensibilisierung bei.

weil der ochse - zumindest bezüglich seiner intelligenz - zur schwächeren art gehört, wird er vom menschen gefressen: "dein tod ist mein leben!", dabei müsste der mensch im gegensatz zu anderen geschöpfen kein fleisch fressen, um zu überleben.

und noch eine sache: schädlinge im garten sind die friedlebenden vegetarierer, nützlinge sind die, welche sich brutal über andere geschöpfe hermachen, - wieder ausschließlich die auf das interessen der menschen zentrierte sicht der natur.

andererseits, auf einem flug von austin nach atlanta saß ich neben einem afrikanischen großwildjäger, der mir erklärte, das er mit seinen abschüssen das gleichgewicht der natur regelt. wenn die population zu stark anwächst, leidet die vegetation und als folge dezimiert hunger die herde. dieser zyklus wird eliminiert, die vegetation wird geschont, und die geschöpfe müssen nicht hungern - weil sie erst gar nicht leben.

wäre das möglich, wenn die arten miteinander kommunizieren könnten, sich auf ein friedliches zusammenleben zu verständigen, mit freiwilliger populationsbeschränkung, durch geburtenregelung aufgrund ausgehandelter quoten für die einzelnen arten?

kommunikation wäre auch hier ein mittel zum frieden.

vor der sintflut hat der mensch sich vegetarisch ernährt, und auch die tiere, die aus der schöpfung hervorgingen, können sich unmöglich gegenseitig aufgefressen haben. jedenfalls wird in der neuen welt nach jesaja "der löwe stroh fressen wie das rind", und es wäre sicher kein schaden, diesem friedliche zusammenleben von mensch und tier schon jetzt vorzugreifen, soweit man es schafft. und der mensch ist ja mit intelligenz und willen ausgestattet, um die triebe und instinkte zu überwinden, er muss sich nicht der eifersucht und rivalität unterordnen, er kann sich bewusst gegen das "dein tod ist mein leben!" entscheiden, das ja in abgeschwächter form heißt "dein unglück ist mein glück!".


Samstag, 28. März 2009

kreuzigt ihn!


"den juden ein ärgernis und den griechen eine torheit!"
so überlieferte der apostel paulus das urteil der frommen und der klugen über das "wort vom kreuz".

was passierte wirklich bei der verurteilung und hinrichtung jesu, bei seiner kreuzigung?

den frommen passte er nicht in ihre gesetzlichkeit, er ordnete sich ihnen nicht unter, zum beispiel ließ er eine sünderin laufen, die nach ihrem gesetz den tod verdient hätte. aber ihnen war nicht aufgefallen, nach dem mann zu fragen, weil ihr gesetz ebenfalls nicht nach diesem fragte. dann störte es sie, dass er mit "sündern" freund war, mit menschen, die in den augen der gesellschaft unten durch waren, weil sie es nicht kraft herkunft geschafft hatten, zu ihnen zu gehören. jesus lebte und er ließ die leben, die nach ansicht der frommen "unter aller sau" lebten. und er würdigte sie, indem er mit ihnen redete, sie achtete und einigen von ihnen half, ein neues leben zu beginnen.

die klugen der damaligen welt missachteten jesus, weil er sich ebenfalls nicht zu ihnen hielt, obwohl er einiges drauf hatte. aber er sonderte sich auch für diese zu wenig vom gemeinen volk ab, und applaudierte ihnen zu wenig.

und das volk, das schrie "kreuzigt ihn!", weil er auch ihre erwartungen nicht erfüllte. jesus saß zwischen allen stühlen, - den frommen war er nicht fromm genug, er war freund der sünder, - den klugen war er nicht klug genug, - und dem volk war er nicht zu diensten, weil er nicht ihr held und anführer sein wollte, der sie von der herrschaft der römer befreite.

alle waren enttäuscht und verärgert, alle wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben, alle wollten diesen unbequemen menschen loswerden. er ließ sich nicht auf das spiel ein, dass sie mit ihm spielen wollten, er ließ sich nicht in schubladen sperren, die andere für ihn gezimmert haben, er ließ sich nicht missbrauchen. und er wehrte sich dann auch nicht, als sich alle einig waren, dass er nicht in diese welt passt, dass sie ihn nicht gebrauchen können. er liebte die menschen zu sehr, er machte nicht mit bei dem spiel um macht und ehre und klugheit. er durchbrach das gesetz "dein tod ist mein leben!", das seit adam - eigentlich seit dem leben der ersten kreatur - die lebendige welt beherrschte, sondern er setzte sein gesetz, "mein tod ist dein leben!" entgegen und er sagte damit: "so wie ich darauf verzichten kann, auf die kosten anderer zu leben, so könnt ihr auch darauf verzichten. ihr könnt aufhören, auf kosten anderer glücklich zu sein! weil es ohnehin nicht funktioniert! wer so sein leben retten will, wird es verlieren!" es ist nur ein versuch, und ein vergeblicher dazu, es funktioniert nicht. sicher, der mächtige überlebt, indem schwächere ihr leben lassen, - im normalen leben sind es einzelne, in brutalen kriegen tausende und millionen - aber er ist nicht glücklich dabei. einander leben lassen, einander raum zum leben lassen und sich gegenseitig zum leben verhelfen, das macht menschen glücklich. aber das ist gegen seine natur, gegen seine instinkte und triebe, das setzt bewusste entscheidungen gegen das böse voraus.

"ein beispiel habe ich euch gegeben!" so wird jesus zitiert, so sieht er sein leben. als symbol und als vorbild für menschen, die sich nicht mehr von den alten naturgesetzen, von eifersucht und rivalität, beherrschen lassen wollen. ob darüber hinaus das leiden und sterben jesu in der deutung der jüdischen glaubenslehre im jenseits irgendetwas bewirkte, das sich auf das diesseits, auf mich auswirkt, ist nicht offensichtlich. sicher kann es für jemand, der in dieser tradition lebt, ein bild sein, das ihm hilft, dieser botschaft zu glauben, über seinen jüdischen glauben hinaus, der in der orthodoxen ausprägung noch stark diesem alten naturgesetz verhaftet ist.

die lehre von der erbsünde geht davon aus, dass jeder mensch schuld am tod jesu ist, weil er kraft seiner zeugung und geburt an dieser kollektivschuld mitzutragen hat. dies ist eine negative belastung für den menschen, gegen den die kirche die erlösung durch die taufe anzubieten hat, wenn diese so mystisch verstanden wird, wie es von jenen offensichtlich getan wird, die eine nottaufe eines sterbenden neugeborenen zu seiner ewigen rettung für nötig halten.

daraus spricht doch aber ein bild von einem ungerechten, kleinlichen gott. jesus hat den tod am kreuz auf sich genommen, ganz frei und aus liebe zu denen, die "kreuziget ihn!" schrien, und nicht, um der ganzen nachwelt ein schlechtes gewissen über die mitschuld an seinem tod anzulasten, noch bevor diese überhaupt bewusste entscheidungen treffen können, für die sie zur verantwortung gezogen werden können.

ich kreuzige jesus zum zweiten mal, wenn ich sein beispiel der liebe zu allen menschen verachte, wenn ich dem alten naturgesetz weiter gehorche. und noch mehr kreuzigen diejenigen jesus zum wiederholten mal, die mit verweis auf ihn andere in gefängnisse einsperren, seien es äußere oder innere. und wieder waren es sogar die christlichen frommen, die sich hier hervortaten, sogar gegen die eigenen brüder, s. Wikipedia - Verurteilung und Verfolgung der mittelalterlichen Waldenser.

erwartung ... anklage


viel not zwischen menschen entsteht, wenn diese verhängnisvolle lawine sich in bewegung setzt: erwartung, enttäuschung, klage, anklage. wenn enttäuschte erwartung in einen streit mündet, dann steht dahinter der vorwurf: "wenn du wolltest, dann könntest du!" unlust, lieblosigkeit, bequemlichkeit, faulheit, ... wird als ursache hinter der enttäuschung vermutet, und damit doch böses. der andere ist schuld an meinen wehen empfindungen. dabei ist es doch meist eher schwäche, unwissenheit, missverständnis und unrealistische erwartung, die dieses verhängnis in gang setzt. und auf seiten des enttäuschten gehört stärke dazu, diese spirale aufzuhalten und den anderen nicht in das eigene unglück hineinzuziehen. und der angeklagte muss stark sein, nicht in verteidigung zu verfallen, die unerwartet aggressiv ausfallen kann, weil man sich doch unschuldig und zu unrecht angegriffen fühlt.

wie geht es dir?


eine gefährliche frage, die wir damit einem menschen stellen, denn wir übernehmen durch fragen für die antwort verantwortung. wenn ein mensch in der antwort die türe seines herzen einen spalt öffnet, wäre rückzug fahrlässig. diese frage ist auch gefährlich, weil eine ehrliche antwort vertrauen voraussetzt. und vertrauen ist immer gefährlich, man riskiert enttäuschung. aber misstrauen ist noch gefährlicher, man riskiert ferne.

"wie geht es dir?" - "gut! - und dir?" - "auch gut!"

noch einmal davon gekommen? oder meinen wir es ehrlich?

"wie geht es dir?" - "gut!" - "ich freue mich mit dir!"

schön, aber es kann auch anderes kommen ...

"wie geht es dir?" - "nicht gut!" - "was kann ich tun, dass es dir besser geht?"

gut, wenn man sich so freund sein kann, - oder über diese offenheit und ehrlichkeit einen augenblick zum freund wird.

Freitag, 27. März 2009

unglück


not kann entweder durch menschen verursacht sein oder durch unbeeinflussbares schicksal, durch krankheiten, unfälle, naturereignisse, wobei die naturgewalten durchaus auch durch menschen entfesselt oder begünstigt werden können, ferner kann man sich ihnen aussetzen oder versuchen, sich vor ihnen zu schützen.

menschen, die anderen unglück bringen, sind "böse", sie beeinträchtigen andere bewusst in ihrem glück, indem sie ihn an leib und seele verletzen oder ihm etwas entziehen, was ihm glück bedeutet oder dessen fehlen unglück.

un-menschliches unglück ist manchmal total unbeeinflussbar, ein blitz aus heiterem himmel, ein vulkanausbruch oder ein erdbeben.

manches ist dazwischen angesiedelt, ein unglück aufgrund menschlichem versagen, aus fahrlässigkeit, oder weil man bewusst ein hohes risiko auf sich nimmt, ein absturz bei einer bergtour, oder eine lawine beim skifahren durch unberührtes, aber unsicheres gelände. oder ich irre mich in der bewertung einer situation oder ich verschließe die augen, weil ich mir ein ziel gesetzt habe, wie das erreichen eines berggipfels, und bringe mich und andere dadurch in gefahr.

viel not wird unbewusst, aber doch fahrlässig durch ignoranz verursacht, zum beispiel, wenn ich waren kaufe, ohne mich dafür zu interessieren, wo diese hergestellt wurden und ob die menschen, welche sie herstellen, dafür einen gerechten lohn bekommen, der ihnen und ihren angehörigen ein würdiges leben erlaubt. dadurch dass jene zu wenig bekommen, kann ich mir etwas mehr leisten, aber macht es mich glücklich, dieses mehr, oder ist es nicht oft ein ausdruck von unersättlichkeit, die nicht glücklich macht, weil immer mehr haben, immer schneller, immer größer, immer weiter, das herz nicht satt macht?

Mittwoch, 25. März 2009

fragen


wer fragt, ...
... ist dumm!
... gibt zu, dass er nicht weiß, was doch jeder weiß!
... zweifelt!
... hinterfragt!
... klagt!
... klagt an!
... hat anfragen!
... ist lästig, insbesondere wenn er kind ist!

oder ist es eher so, dass nur wer fragt, klug ist, weil er durch fragen klug wird, - besser als durch schaden? ist das offene, ehrliche fragen aus der mode gekommen?

schüler sollen möglichst nur fragen, was im lehrplan vorgesehen ist, und worauf der lehrer eine antwort hat. eigenes denken, fragen in neuen bahnen, führt nicht zu den vorgegebenen lernzielen, - vielleicht zu anderen, ungeahnten, besseren, die aber aus dem rahmen fallen, die im zeugnis keine punkte geben.

menschen mit fragen, die aus dem rahmen fallen, fallen auf und aus dem rahmen.

will man durch fragen den anderen kennenlernen, um ihn zu verstehen, oder eher um seine schwächen auszuloten, durch die die eigenen stärken hervortreten?

wer fragt, muss sich entschuldigen und rechtfertigen, er muss klarstellen, dass er nicht anklagen will, sondern ehrlich an einer antwort interessiert ist.

leider ist es eine unsitte in unserer gesellschaft, dass "warum ...?" oft anklagen statt offenes fragen ist. und jeder, der "warum ...?" fragt, setzt sich dem vorwurf aus, auch nur anzuklagen. sicher, man muss selbst sehr ehrlich in sich fragen, ob wirklich jedes fragen aus dem wunsch nach antwort herrührt, oder ob nicht doch subtile vorwürfe dahinter versteckt sind, die sich in den schafspelz einer frage verkleidet viel unschuldiger anhören. und oft ertappt man sich dabei, dass sich in einem nebensatz doch massive anklage in das fragen mengt. und aus einem interessierten, offenen fragen und antworten, wird anklage und verteidigung, und statt zunehmender wahrheit entzündet sich ein streit und die wahrheit wird dem kampf um die eigenen interessen geopfert.

trotz allem, wer ehrlich fragt, ...
... lernt noch dazu!
und wer neues lernt, der ist noch jung!

weltanschauung


meine weltanschauung ist mein glaube, meine religion, das was ich hinter den dingen als ewige macht sehe, meine erklärung woher ich komme, und wohin ich gehe.

es ist eine anschauung einer wirklichkeit, die ich nur erahnen kann, eine welt, für die ich keine begriffe, sondern nur bilder haben kann, die unvollkommen versuchen, das unbeschreibliche zu beschreiben und das unfassbare zu erfassen.

fanatismus kommt ins spiel, wenn ich einzelne aspekte meiner anschauung, wenn ich meine unvollkommenen bilder als vollkommen und umfassend beschreibe, und sie gegen die beschreibungen und erfahrungen anderer setze. mein bild steht dann im widerspruch zu den bildern anderer, die genauso unvollkommen auch nur einzelne aspekte erklären können. und wenn sie mehr wollen, wenn sie absolutes beanspruchen, dann drohen konflikte, die dadurch scharf werden, weil es um wesentliches, um ewiges geht.

wenn bilder als wahrheit aufgedrängt werden, wo doch demut über einerseits die eigene unvollkommene sicht und gleichzeitig über die unvollkomme sprache zur darstellung von ewigen wahrheiten angebracht wäre, dann geht es nicht um liebe, sondern um macht. "wenn ich mit menschen- und engelszungen redete und hätte der liebe nicht, so wäre ich ein tönend erz und eine klingende schelle."

wie viel not wird durch solche "schellen" verursacht, die es seit menschengedenken immer und überall gibt: "und willst du nicht mein bruder sein, so schlag ich dir den schädel ein!". das "wes das land, des der glaube!" von friedrich dem großen hört sich zwar etwas friedlicher an, aber es ist genauso gewalt gegen menschen, gegen ihre gedanken und gegen ihren glauben.

leider ist es so, dass die allermeisten kriege religiös bedingt sind oder zwischen gruppen ausbrechen, die eine unterschiedliche religiöse identität haben. es gibt bei allen großen weltreligionen, in den quellen oder bei prominenten vertretern, starke rechtfertigungen von gewalt zur ausbreitung oder bewahrung des eigenen glaubens. glücklicherweise gibt es wiederum genauso in allen religionen, teils bei eher säkularen vertretern, menschen des friedens, - friedensstifter, die innerhalb ihrer gruppierungen teils starken anfeindungen ausgesetzt sind. wer für frieden eintritt, muss eher gewalt fürchten, als wer macht propagiert.

schuld


schuld
ist, wenn ich mich bewusst weigere, verantwortung zu übernehmen für etwas, was in meinem einflussbereich ist. die bibel verwendet dafür den begriff sünde. sünde ist schuld vor gott, vor einer instanz, die darauf achtet, dass die gesetze, allgemein akzeptierte bedingungen für ein gutes zusammenleben eingehalten werden, dass die schwachen vor den starken geschützt werden, dass jeder raum zum leben hat. "wer das weiß, gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist es sünde." - schuld ist also nicht nur bewusst anderen schaden, sondern auch, bewusst wegsehen und nicht einspringen, wenn anderen schaden droht.

ich kann nicht schuld sein, wenn ich nichts weiß, wenn ich zu schwach bin, wenn ich nicht in einem verhängnisvollen ablauf eingeschlossen bin, den ich hätte beeinflussen können. insofern ist die erbsünde als fluch keine schuld. ein kind ist nicht schon deshalb, weil es geboren wird, schuldig. dann wäre es unverantwortlich ein kind, einen "sünder", zu zeugen und in die welt zu setzen. das kind unterliegt von natur aus den gesetzen von eifersucht und rivalität, d. h. dem trieb sein glück auf kosten anderer durchzusetzen. schuld wird es dann, wenn es dieses verhängnis erkennt und sich nicht dagegen entscheidet.

es ist nicht gut, wenn dem menschen mit dem hinweis auf die erbsünde ein schlechtes gewissen eingeredet wird. auch das "das tat ich für dich, - was tust du für mich?", das zinzendorf sehr beeindruckte, ist einreden eines schlechten gewissens, das aber nicht motivation für verantwortliches handeln gegenüber anderen menschen, für liebe, sein kann. und im späteren leben von zinzendorf wird auch ersichtlich, dass einiges schief lag.

das gegenteil von schuldhaftem handeln ist liebe. aber vieles, was man liebe nennt, ist schuldhaftes verhalten, weil es ausübung von macht und gewalt in einer beziehung ist, und nicht freiheit, welcher liebe raum lässt. man denke nur an die "liebe" der eltern zu ihren kindern, die es jenen verwehrt, ihr eigenes leben zu entwicklen, weil sie durch die vorgaben der eltern eingesperrt sind, weil sie deren erwartungen in vielfältiger hinsicht erfüllen müssen. und wenn sie ausscheren, dann ist von liebe keine spur mehr - und vorher war auch nichts da, "liebe" als lohn für unterordnung?