Samstag, 28. März 2009

kreuzigt ihn!


"den juden ein ärgernis und den griechen eine torheit!"
so überlieferte der apostel paulus das urteil der frommen und der klugen über das "wort vom kreuz".

was passierte wirklich bei der verurteilung und hinrichtung jesu, bei seiner kreuzigung?

den frommen passte er nicht in ihre gesetzlichkeit, er ordnete sich ihnen nicht unter, zum beispiel ließ er eine sünderin laufen, die nach ihrem gesetz den tod verdient hätte. aber ihnen war nicht aufgefallen, nach dem mann zu fragen, weil ihr gesetz ebenfalls nicht nach diesem fragte. dann störte es sie, dass er mit "sündern" freund war, mit menschen, die in den augen der gesellschaft unten durch waren, weil sie es nicht kraft herkunft geschafft hatten, zu ihnen zu gehören. jesus lebte und er ließ die leben, die nach ansicht der frommen "unter aller sau" lebten. und er würdigte sie, indem er mit ihnen redete, sie achtete und einigen von ihnen half, ein neues leben zu beginnen.

die klugen der damaligen welt missachteten jesus, weil er sich ebenfalls nicht zu ihnen hielt, obwohl er einiges drauf hatte. aber er sonderte sich auch für diese zu wenig vom gemeinen volk ab, und applaudierte ihnen zu wenig.

und das volk, das schrie "kreuzigt ihn!", weil er auch ihre erwartungen nicht erfüllte. jesus saß zwischen allen stühlen, - den frommen war er nicht fromm genug, er war freund der sünder, - den klugen war er nicht klug genug, - und dem volk war er nicht zu diensten, weil er nicht ihr held und anführer sein wollte, der sie von der herrschaft der römer befreite.

alle waren enttäuscht und verärgert, alle wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben, alle wollten diesen unbequemen menschen loswerden. er ließ sich nicht auf das spiel ein, dass sie mit ihm spielen wollten, er ließ sich nicht in schubladen sperren, die andere für ihn gezimmert haben, er ließ sich nicht missbrauchen. und er wehrte sich dann auch nicht, als sich alle einig waren, dass er nicht in diese welt passt, dass sie ihn nicht gebrauchen können. er liebte die menschen zu sehr, er machte nicht mit bei dem spiel um macht und ehre und klugheit. er durchbrach das gesetz "dein tod ist mein leben!", das seit adam - eigentlich seit dem leben der ersten kreatur - die lebendige welt beherrschte, sondern er setzte sein gesetz, "mein tod ist dein leben!" entgegen und er sagte damit: "so wie ich darauf verzichten kann, auf die kosten anderer zu leben, so könnt ihr auch darauf verzichten. ihr könnt aufhören, auf kosten anderer glücklich zu sein! weil es ohnehin nicht funktioniert! wer so sein leben retten will, wird es verlieren!" es ist nur ein versuch, und ein vergeblicher dazu, es funktioniert nicht. sicher, der mächtige überlebt, indem schwächere ihr leben lassen, - im normalen leben sind es einzelne, in brutalen kriegen tausende und millionen - aber er ist nicht glücklich dabei. einander leben lassen, einander raum zum leben lassen und sich gegenseitig zum leben verhelfen, das macht menschen glücklich. aber das ist gegen seine natur, gegen seine instinkte und triebe, das setzt bewusste entscheidungen gegen das böse voraus.

"ein beispiel habe ich euch gegeben!" so wird jesus zitiert, so sieht er sein leben. als symbol und als vorbild für menschen, die sich nicht mehr von den alten naturgesetzen, von eifersucht und rivalität, beherrschen lassen wollen. ob darüber hinaus das leiden und sterben jesu in der deutung der jüdischen glaubenslehre im jenseits irgendetwas bewirkte, das sich auf das diesseits, auf mich auswirkt, ist nicht offensichtlich. sicher kann es für jemand, der in dieser tradition lebt, ein bild sein, das ihm hilft, dieser botschaft zu glauben, über seinen jüdischen glauben hinaus, der in der orthodoxen ausprägung noch stark diesem alten naturgesetz verhaftet ist.

die lehre von der erbsünde geht davon aus, dass jeder mensch schuld am tod jesu ist, weil er kraft seiner zeugung und geburt an dieser kollektivschuld mitzutragen hat. dies ist eine negative belastung für den menschen, gegen den die kirche die erlösung durch die taufe anzubieten hat, wenn diese so mystisch verstanden wird, wie es von jenen offensichtlich getan wird, die eine nottaufe eines sterbenden neugeborenen zu seiner ewigen rettung für nötig halten.

daraus spricht doch aber ein bild von einem ungerechten, kleinlichen gott. jesus hat den tod am kreuz auf sich genommen, ganz frei und aus liebe zu denen, die "kreuziget ihn!" schrien, und nicht, um der ganzen nachwelt ein schlechtes gewissen über die mitschuld an seinem tod anzulasten, noch bevor diese überhaupt bewusste entscheidungen treffen können, für die sie zur verantwortung gezogen werden können.

ich kreuzige jesus zum zweiten mal, wenn ich sein beispiel der liebe zu allen menschen verachte, wenn ich dem alten naturgesetz weiter gehorche. und noch mehr kreuzigen diejenigen jesus zum wiederholten mal, die mit verweis auf ihn andere in gefängnisse einsperren, seien es äußere oder innere. und wieder waren es sogar die christlichen frommen, die sich hier hervortaten, sogar gegen die eigenen brüder, s. Wikipedia - Verurteilung und Verfolgung der mittelalterlichen Waldenser.

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