Dienstag, 28. April 2009

du sollst dir kein bildnis machen


selbst jedes richtige bild zeigt nur einen teil der wirklichkeit und falsch interpretiert lügt es. die interpretation ist aber abhängig vom betrachter und somit hängt es vom betrachter ab, ob ein bild lügt. und das bild als die ganze wahrheit ansehen und daneben nichts gelten lassen, schon gar nichts widersprüchliches, ist genauso halbe wahrheit und daher lüge.

das verbot "du sollst dir kein bildnis machen!" soll diese doppelte gefahr von bildern ausschließen. aber selbst gott ist vater ist doch auch ein bild. es schränkt ein: gott ist nicht mutter - obwohl er tröstet, "wie einen seine mutter tröstet", also ist gott auch mutter, wenn es um trost geht. aber gott ist nie vater im biologischen sinn, sondern nur übertragen, und diese übertragung ist vielfach problematisch, setzt es doch voraus, dass meine projektion hier positiv besetzt ist. für ein vom vater brutal behandeltes kind ist der vater immer etwas bedrohliches.

wenn ich ein verständnis einer sache habe, die nicht dem allgemeinen konsens entspricht, dann ist verständigung über bilder schwierig, man wird sich zwangsläufig nicht einig werden können, weil jeder von einem anderen verständnis ausgeht. verständigung heißt dann, dass ich mich von dem einfachen bild für eine komplexe sache löse und versuche, die atomaren aussagen zu formulieren. also gott ist vater bedeutet, ich spüre schutz, hilfe ins leben, identifikation, fürsorge, ...

ferner, wenn bilder nur einen teil der wirklichkeit korrekt beschreiben, dann muss es zwangsläufig widersprüchliche bilder geben, wenn wir den geltungsbereich des bildes nicht korrekt abgrenzen. verständigung müsste dann auch hier einschließen, dass ich meine interpretation klar lege, wenn missverständnisse oder gar konflikte auftauchen.

Freitag, 24. April 2009

sinn, glück und ewigkeit


sinn ist glück, und viktor frankl ist da sehr konsequent, wenn er sagt, dass es keinen sinn macht, die löcher das fasses zu stopfen, es muss auch sinnvoll gefüllt sein.

alles, was sinn machen soll, muss aber über den tod hinaus für mich sinnvoll wirken, nicht nur in der weitergabe des lebens, wie es die biologie dem menschen mit allen risiken und nebenwirkungen, mit eifersucht und rivalität eingeprägt hat, dass er mit gewalt in seinen nachkommen weiterleben muss, oder zumindest muss seine art überleben, wenn er schon als individuum nicht schaffte, sein leben an die nächste generation weiter zu geben.

wenn nach dem tod für mich persönlich alles aus ist, dann ist für mich alles sinnlos, dann kann mein leben jederzeit zu ende sein. und mein leben bekommt dann auch nicht dadurch sinn, dass ich an jemand weitergebe, den dasselbe schicksal ereilt, dass an seinem tod für ihn individuell die geschichte und der sinn seiner geschichte zu einem ende kommt.

in 150 jahren lebt voraussichtlich niemand mehr, der jetzt auf der welt ist, dann ist "alles aus", alles leer und ohne sinn, wenn nichts überlebt von mir, wenn ich tot bin.

allerdings ist es natürlich nicht zwingend, dass es ein "leben nach dem leben" geben muss, weil mein leben sinnvoll sein muss. der schluss geht in die andere richtung: wenn mein leben sinnvoll sein soll, dann muss es ein "leben nach dem tod" geben. und genausowenig kann man aus diesen schlüssen einen beweis für irgendeine religion herleiten. religion zeigt eine perspektive über den tod hinaus, die für beständigkeit des sinns nötig ist.

sinn ohne ewigkeit ist sinnlos. sinn, der irgendwann einmal zuende ist, macht keinen sinn.

sonst können wir wirklich "essen und trinken, denn morgen sind wir tot!" - aber was macht das "essen und trinken" zuvor dann noch sinn? können wir dann doch gleich einen kollektiven strick nehmen, - oder auch nicht, das ergebnis ist - langfristig gesehen - dasselbe.

muss denn alles sinn machen? was macht die unvorstellbare energie sinn, die in sternexplosionen milliarden von lichtjahre entfernt - und damit auch milliarden jahre zurück sinnlos verpulvert wird? oder was macht das leben von bakterien irgendwo in der antarktis sinn? oder was macht es für einen sinn, dass das AIDS-virus sich fortpflanzt und am leben erhält, indem es "höheres" leben zerstört.

Dienstag, 14. April 2009

kriege ohne wunden?


verrückt, was ich gerade lese ...

War Without Wounds?
If UK's Ministry of Defence (MoD) is correct, the outcome of tomorrow's wars will increasingly be determined by machines, not men. On the MoD's wish list: a fleet of unmanned drones capable of reaching targets 1,000 km inside enemy air space. Also under review: a remote-controlled, camera-toting robot that can be carried in a backpack and can travel at a speed of 40 mph when deployed for reconnaissance.

zuerst kämpfen die roboter gegeneinander und der ausgang entscheidet dann, wer über die menschen herrscht?

Sonntag, 5. April 2009

wenn gottesbilder einem das leben zur hölle machen


"wir sollen gott fürchten und lieben ..." so heißt es im katechismus, aber kann man etwas lieben, das man fürchtet? und wenn dieses "fürchten" nichts mit angst zu tun hat, dann sollte man schleunigst ein passenderes wort für "gottesfurcht" finden.

in "watzlawick u. a.: lösungen" findet sich folgende darstellung, ich habe die stelle nicht wiedergefunden, ich zitiere daher sinngemäß und etwas platter:

die lehre der kirche ist: du sollte die gebote halten, weil du gott liebst. und wenn du ihn nicht lieben kannst, dann sollst du sie trotzdem halten, dann eben aus angst vor der hölle.

irgendwie scheint mir das nicht zu einem "gott der liebe" zu passen, ein gott, der nur die liebt, die ihn lieben, - ein gott, dem man etweder aus liebe oder aus angst vor entsetzlicher strafe gehorchen soll. was heißt das überhaupt, "gott lieben"? ihm vertrauen, seinem wort, das aber doch worte von menschen sind?

man kann doch nur jemand lieben, den man kennt, der sich einem zu erkennen gegeben hat. entweder in liebe oder in bedürftigkeit. liebe ist die natürliche reaktion eines geliebten, oder eines, der spürt, dass seine liebe gefragt ist. aber der, der nicht erkennt, der sich nicht geliebt spürt, der nicht zurück lieben kann, der wird dafür mit dem ewigen tod bestraft?

ein sprichwort sagt: "die liebe ist ein kind der freiheit". stimmt das so auch auf die liebe zu gott übertragen?

angst vor dem "lieben gott", der versuch, gott recht zu sein, und das gefühl, dabei zu versagen, das macht das leben zur hölle. da ist keine freiheit spürbar, keine liebe, kein leben. nur angst-glauben, glauben an die hölle, aber kein glaube an den "guten vater", der im gleichnis vom verlorenen sohn so attraktiv für die geschildert wird, die in gefahr stehen, ihr leben zu verlieren.

eine erstaunliche freie interpretation von himmel und hölle, überhaupt nicht kompatibel mit der lehre vom höllischen feuer, findet sich in dem erstaunlichen buch eines "theologisch konservativen", aber dafür recht progressiven schriftststellers: "Albrecht Gralle, Wie Sie garantiert in den Himmel kommen - und auch wieder heraus".

Donnerstag, 2. April 2009

dein tod ist mein leben


vor zwei jahren las ich im waldensermuseum in schönenberg einen spruch eines deutschen reformators oder theologen, den ich nur ungefähr aus dem gedächtnis zitieren kann und den ich nirgends sonst wiedergefunden habe:

das gesetz dieser welt ist
"dein tod ist mein leben",
aber das gesetz der liebe ist
"mein tod ist dein leben"

hat mich sehr betroffen, und dieser spruch zieht sich seither wie ein roter faden durch viele meiner gedanken, weil er sehr eindrücklich und präzise das natürliche verhalten jedes geschöpfes beschreibt, und auch den ausweg dazu.

grade finde ich in einem dokument ein zitat ...

"Ich kann ja entweder frei sein, indem ich meinen Nächsten unfrei mache, oder ich kann ihm helfen, frei zu sein, indem ich ihm diene, ihm neue Freiheit schenke. Hier gilt entweder die Regel 'mors tua vita mea' ( Dein Tod ist mein Leben ) oder es gilt die Regel 'mors mea vita tua' (Mein Tod ist dein Leben). (Ernst Lange)
ist wohl unter den theologen und sonstigen ( lateinisch ) gebildeten nichts neues, dieses wortspiel, - war es für mich schon.

lauf der welt


damit will ich mich nicht abfinden, mit dem "lauf der welt", mit "das war schon immer so!", mit "so ist das halt, da kann man nichts machen!", mit den "notwendigen übeln", mit "wenn alle mitmachen würden, dann vielleicht?", mit militär, mit waffen, die menschen töten, mit gefängnissen, mit schlüsseln und schlössern, mit passwörtern, mit verschlüsselung, mit mauern, mit zäunen, mit gräben, mit strafen, mit killer-spielen, mit gewalt- und horror-filmen, mit angst, die man menschen macht, um sie zu beherrschen, mit gewalt gegen menschen, mit missbrauch von macht, mit eifersucht und rivalität im kleinen und großen, zwischen kindern und völkern, und mit der traurigkeit über all dem.

muss man diese spiele mitspielen, getrieben von misstrauen, rivalität, eifersucht, macht, gewalt? um zu leben, - oder um zu überleben?

was passiert, wenn man aussteigt, als macht- und gewalt-verweigerer? wenn ich lieber vertraue und missbraucht werde, als andere zu missbrauchen?